Jany Tempel Nach Tod von Dieter Wedel: Mutmaßliches Opfer hofft trotzdem auf Aufklärung

Dieter Wedel
Dieter Wedel starb seinen Anwälten zufolge nach langer, schwerer Krankheit
© Uwe Anspach / DPA
Dieter Wedel ist am 13. Juli in Hamburg gestorben, wie das Landgericht München I am Mittwoch mitteilte, wo ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig war. So bezieht der Anwalt seines mutmaßlichen Opfers Stellung. 

Mit 82 Jahren ist Regisseur Dieter Wedel am 13. Juli in Hamburg verstorben. Das teilte das Landgericht München I am Mittwoch mit, wo ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig war. Das Gericht hatte eigentlich am Mittwoch bekannt geben wollen, ob es zum Prozess gegen Wedel kommt. Das Verfahren gegen ihn wird nach Gerichtsangaben nun eingestellt.

Dieter Wedel: Anwalt seines mutmaßlichen Opfers äußert sich

Die Staatsanwaltschaft hatte Wedel schon im März vergangenen Jahres wegen eines Vorwurfs aus dem Jahr 1996 angeklagt. Die Schauspielerin Jany Tempel gibt an, Wedel ("Der große Bellheim", "Der Schattenmann") habe sie damals in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt – ein Vorwurf, den Wedel bestritten hat.

Auf Instagram teilte Jany Tempel einen Screenshot einer Nachrichtenmeldung kommentarlos, löschte ihn aber wenig später wieder. "Zum Tod von Dr. Dieter Wedel wünsche ich den Angehörigen mein herzliches Beileid", sagte Tempels Anwalt, Dr. Alexander Stevens, dem stern.

"Zum Verfahren, das aufgrund des Todes zwingend einzustellen ist (gegen Tote kann nicht ermittelt / verhandelt werden), gilt selbstverständlich – mangels rechtskräftigem Abschluss durch Gerichtsurteil – die Unschuldsvermutung", erklärte er und fügte hinzu: "Dennoch weise ich darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft nur dann Anklage erhebt, wenn die Verurteilung des Beschuldigten wahrscheinlicher ist als sein Freispruch. Zudem ist anzumerken, dass statistisch gesehen weit mehr als 80 Prozent aller Anklagen von Strafgerichten verurteilt werden. Zudem gab es im Verfahren gegen Dieter Wedel ein sog. Glaubwürdigkeitsgutachten zur Glaubhaftigkeit von Jany Tempels Anschuldigungen über das sich ein Gericht nur schwer hinwegsetzen könnte."

Seine Anwälte kritisieren Berichterstattung

Er ließ außerdem wissen, wie es seiner Mandantin geht: "Frau Tempel hofft, dass sich mit dem Tod Wedels auch andere Frauen sexueller Gewalt trauen sich an die Öffentlichkeit zu wenden und dass der Fall Wedel dennoch restlos aufgeklärt wird."

Laut seiner Anwälte starb Wedel "nach langer schwerer Krankheit" in einer Hamburger Klinik. "Anlass für die Fortsetzung öffentlicher spekulativer Erwägungen besteht nicht", schrieben die Juristen – und kritisierten die Berichterstattung über das Strafverfahren gegen ihren Mandanten: "Das Verfahren gegen unseren Mandanten wurde medial zum angeblichen 'Musterverfahren' einer gesellschaftlichen Bewegung aufgebauscht."

Abschließend betonten sie: "Das durch den Tod unseres Mandanten beendete Verfahren erweist sich somit als bedrückendes Beispiel dafür, wie durch einseitige Skandalisierung und moralisierende Verfolgungsmentalität Grundlagen des rechtsstaatlichen Strafverfahrens unter Druck geraten und in Frage gestellt werden können." 

Wedel zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern. 

Quellen: Nachrichtenagentur dpa / Instagram jany.tempel

ls / dpa

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