Betrug bei Wohnungssuche Schlüsseltresor-Masche: Betrüger "vermieten" Wohnungen, die ihnen gar nicht gehören

Schlüsseltresore spielten eine wichtige Rolle bei der Betrugsmasche (Archivbild)
Schlüsseltresore spielten eine wichtige Rolle bei der Betrugsmasche (Archivbild)
© Imago Images
In Hamburg sind Dutzende Wohnungssuchende mit einer perfiden Masche um Tausende Euro Kaution und Mietzahlungen gebracht worden. Die Betrüger boten Besichtigungen für Wohnungen an, die gar nicht zu haben waren.

Den Zuschlag für eine schöne, zentrale und bezahlbare Mietwohnung zu bekommen, das ist in Hamburg fast wie ein Sechser im Lotto. Dafür sieht man auch mal großzügig über gewisse Merkwürdigkeiten der Vermieterseite hinweg. Zahlreichen Wohnungssuchenden wurde dies in den vergangenen Wochen allerdings zum Verhängnis. Am Ende hielten sie zwar einen unterschriebenen Mietvertrag in den Händen und hatten Tausende Euro überwiesen, standen aber trotzdem ohne Wohnung da.

Die Geprellten gingen dabei einer neuen Betrugsmasche auf den Leim, die die Polizei als äußerst professionell beschreibt. Die Betrüger bieten zunächst tatsächlich existierende Wohnungen mit seriös aussehenden Inseraten im Internet an. Interessenten bekommen sodann eine Einladung zu einer Wohnungsbesichtigung, die allerdings nicht von einer Maklerin oder einem Vermieter persönlich durchgeführt wird. Stattdessen wird in einem Schlüsseltresor, wie man ihn auch von Ferienwohnungen kennt, ein Schlüssel hinterlegt, sodass sich die Interessenten einzeln selbst durch die Wohnung führen können.

Im Anschluss bekamen die Interessenten eine Zusage und tatsächlich auch einen Mietvertrag zugeschickt. Allerdings: Direkt nach der Unterschrift müssen Kaution, erste Miete und Abschlagszahlungen für die Möbel überwiesen werden. Betroffene berichten im Internet, dass sie Summen in Höhe von 4700 Euro oder 5000 Euro überwiesen haben. In die Wohnungen konnten sie aber nicht einziehen, denn diese waren gar nicht zu haben. 

80 Betrugsfälle mit vier Wohnungen

Tatsächlich handelte es sich um bewohnte Wohnungen, die von den regulären Mietern gerade möbliert zwischenvermietet sind. "Genau das wird von den Betrügern ausgenutzt", sagt Christiane Wagner vom Landeskriminalamt dem NDR. "Sie mieten genau diese Wohnungen an, um sie ihrerseits unberechtigt weiterzuvermieten."

Und das nicht nur einmal. Beim LKA sind aktuell rund 80 Schlüsseltresor-Betrugsfälle bekannt, die mit nur vier Hamburger Wohnungen durchgezogen wurden. Besonders perfide ist laut Polizei, dass für den Betrug deutsche Konten genutzt werden. Vermutlich würden arglose Mittelsmänner ausgenutzt, die das Geld dann ins Ausland transferieren. 

Eine Hamburgerin berichtet dem NDR, dass sie nur deshalb nicht in die Falle tappte, weil ein Zettel an der Wohnungstür vor der Masche warnte. Die verreiste Hauptmieterin hatte mittlerweile Wind von der Masche bekommen und die Warnung anbringen lassen. Eine andere Betroffene, die ihre alte Wohnung in Schweden schon gekündigt hatte, muss nach der Hamburg-Rückkehr nun zunächst wieder bei den Eltern einziehen.

Die Verbraucherzentrale Hamburg rät: "Handeln Sie nicht voreilig, vertrauen Sie Anbietern nicht blind. Auch wenn die Zeit drängt, schauen Sie genau hin." Wenn kein Vermieter oder Makler bei der Besichtigung anwesend ist, sei Vorsicht geboten. Auch bei frisch renovierten Wohnungen in guter Lage sollte man genau hingucken. "Überweisen Sie kein Geld und geben Sie keine persönlichen Daten preis, wenn Ihnen eine Wohnungsanzeige verdächtig vorkommt." Wer doch in die Falle getappt sei, sollte den Vorgang beim entsprechenden Immobilienportal melden und Strafanzeige bei der Polizei erstatten.