In Israel leben die Menschen in ständiger Alarmbereitschaft. Wegen der andauernden Konflikte in der Region gehört Raketenbeschuss für viele Bewohner zum Alltag. Laut israelischem Gesetz muss jeder Bürger Zugang zu einem Bunker haben. In Gemeinden nahe des Gaza-Streifens soll jeder sogar innerhalb von 20 Sekunden einen Schutzraum erreichen können. Soviel Zeit bleibt zwischen Aufheulen der Sirene und Einschlag der Rakete.
Weil der Ernstfall nicht nur theoretischer Natur ist, sondern erlebte Realität, sind die Bunker fest im Alltag verankert. Manche Israelis haben ihre Heimfestung geradezu wohnlich eingerichtet. Andere, öffentliche Bunker dienen auch gesellschaftlichen Zwecken - als Kulturzentrum oder Bethaus.
Der auf den Nahen Osten spezialisierte Fotograf Adam Reynolds hat über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren israelische Bunker fotografiert und in dem Bildband "Architecture of an existential threat" gesammelt. Hinter dickem Stahlbeton stieß Reynolds nicht nur auf kahle, bedrückende Räume, sondern auch auf Tanzstudios, Kneipen oder Fitnessräume. "Ich habe mich diesen Innenräumen behutsam und geduldig genähert, den Blick auf ihre ästhetische Beschaffenheit gerichtet, ganz in der Tradition der Architekturfotografie", schreibt Reynolds.
Für die Israelis seien diese Schutzräume eine simple praktische Notwendigkeit in einem offenkundig unlösbaren Konflikt. "Sie liegen verborgen vor jedermanns Augen und gehören doch zum visuellen Alltag des Landes. Den Israelis bleibt nichts anderes als die Gratwanderung zwischen der allgegenwärtigen Angst vor Bedrohung und Krieg sowie der zehrenden Sehnsucht nach einem ganz normalen Leben."