Eine wichtige Schlacht beim Kampf ums Klima kann in den eigenen vier Wänden gewonnen werden: Durch gedämmte Wände, dichte Fenster und neue Heizanlagen könnten die Deutschen pro Jahr mehr als 80 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermeiden. Zum Vergleich: Der gesamte deutsche Verkehr emittiert jährlich knapp 166,5 Millionen Tonnen des Klimakillers CO2. Rund 17,3 Millionen Wohngebäude gibt es in Deutschland, vom Einfamilienhaus im Grünen bis zum Mehrfamilien-Altbau in der Stadt. Dazu kommen noch einmal etwa 1,5 Millionen Büros, Werkstätten und Fabriken.
20 Prozent CO2 stammen von Gebäuden
Fast alle müssen im Winter beheizt, manche auch im Sommer gekühlt werden. In den meisten fließt bei Bedarf warmes Wasser aus dem Hahn. Von Gebäuden stammen hierzulande fast 20 Prozent (174 Millionen Tonnen) des Klimagases CO2, schätzen Experten des Bauministeriums in Berlin. Der Industrieverband Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) beziffert die Gebäude-Emissionen sogar auf mindestens ein Drittel des CO2-Gesamtausstoßes.
Einig sind sich Politik und Wirtschaft darin, dass sich unter deutschen Dächern ein enormes Einsparpotenzial verbirgt. Denn der deutsche Hausbestand ist alt: Fast drei Viertel der Wohngebäude sind vor 1979 errichtet worden, als es noch keine strengen Dämmvorschriften gab. Nur zehn Prozent aller deutschen Heizungen sind auf dem Stand der Technik. Nach Schätzungen der Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft (VdZ) müssten vier Millionen Heizungsanlagen erneuert werden. "Wenn man diese Anlagen bis 2020 modernisiert, lassen sich rund 30 Prozent des Energiebedarfs im Gebäudebereich einsparen", versichert BDH-Geschäftsführer Andreas Lücke.
Konsequente Sanierung würde 10 Prozent einsparen
Das bedeutet, dass die gesamten deutschen CO2-Emissionen um etwa zehn Prozent reduziert werden könnten. Allein durch konsequente CO2-Sanierung der Gebäude wäre also die Hälfte des in Brüssel formulierten Klimaziels zu erreichen. Die Modernisierungen kosten zunächst viel Geld - aber mittelfristig zahlen sie sich fast immer aus: Hausbesitzer und Mieter könnten durch Gebäudesanierungen bis zum Jahr 2020 rund 40 Milliarden Euro Heizkosten einsparen, rechnet Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) vor.
Um das Investieren ins Energiesparen schmackhafter zu machen, vergibt die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau günstige Darlehen und Zuschüsse an sanierungswillige Mieter und Hausbesitzer. Laut Bauministerium stehen für energetische Gebäudesanierungen von 2006 bis 2009 insgesamt 5,6 Milliarden Euro bereit. Wo sich das Modernisieren ganz besonders lohnt, darüber soll künftig der sogenannte Gebäude-Energiepass Auskunft geben, auf dem der Energiebedarf und die Energieeinsparpotenziale vermerkt sind. Voraussichtlich ab 2008 wird jeder Hausbesitzer und Vermieter verpflichtet, den Ausweis bei Bau, Sanierung, Verkauf oder Vermietung von Wohn- und Nichtwohngebäuden vorzulegen.
Roman Heflik