Bei #link;Apple;Apple# zu arbeiten ist für viele ein Traum. Wer es geschafft hat, lässt selten etwas Schlechtes auf die Firma kommen. Der Kult, mit dem Apple seine Kunden fasziniert, wird auch innerhalb des Unternehmens gelebt. Alles ist einfach unglaublich "awesome" - oder doch nicht? Ex-Apple-Mitarbeiter Ben Farrell jedenfalls hat andere Erfahrungen gemacht. Zwei Jahre arbeitete Farrell im mittleren Management des Apple-Supports in Sydney - dann hatte er die Schnauze voll. Die Gründe für seine Kündigung hat der Australier in einem saftigen Blogeintrag aufgeschrieben.
Es ist eine Abrechnung mit dem "Jungs-Club", der Workaholic-Kultur des Unternehmens und menschlichen Schwächen seiner Vorgesetzten. "Ich bin nicht länger Teil der kollektiven iCult-Maschine, deren dreckige, abgenutzte, gierige, und naive interne Mechanismen von Mobbing, Schikane und Psycho-Spielen jedes Jahr glänzende und polierte iPhones herausbringen", schreibt Farrell. Obwohl er bereits 15 Jahre in der Branche arbeite, habe er niemals so viele bizarre und unprofessionelle Dinge erlebt wie bei Apple.
Farrell berichtet von 16-Stunden-Tagen, angefüllt mit sinnlosen Besprechungen. Sogar Meetings um Mitternacht seien üblich gewesen. "Stunde um Stunde wird verschwendet in Meetings, in denen Meetings vorbereitet werden, um andere Meetings vorzubereiten", ohne dass dabei viel Arbeit geschafft werde. Und auch beim Feierabend-Bier mit den Kollegen drehten sich die Gespräche vornehmlich um Apple-Themen.
"Familiäre Notfälle werden nicht respektiert"
Besonders enttäuscht zeigt sich Farrell auch von der sozialen Kälte in der Firma. "Krankheiten, familiäre Notfälle und sogar Hochzeiten werden nicht respektiert bei Apple." Einmal habe er eine Geschäftsreise sausen lassen, als seine schwangere Frau die Treppe heruntergefallen war und ins Krankenhaus musste. Dies sei in seiner Personalakte als "performance issue" vermerkt worden und er habe sich in einem Vier-Augen-Gespräch dafür rechtfertigen müssen. Ein andermal, als er sich wegen eines Moskito-Bisses einen Virus einfing und selbst ins Krankenhaus musste, habe die Firma ebenfalls unmöglich reagiert. "Statt Unterstützung zu erhalten, bekam ich eine Präsentation ans Krankenhausbett gemailt mit dem Hinweis diese dringend fertigzustellen."
Selbst am Morgen seiner Hochzeit sei er telefonisch und per Mail belästigt worden, er möge doch bitte einen Report senden, der verloren gegangen sei, schreibt Farrell. Das Management handle inkonsistent, launisch und erratisch. Er habe oft aggressive und belästigende Text-Nachrichten erhalten - etwa, warum er nicht online sei - und ein Manager aus Singapur habe ihm eine "australische Arbeitsmoral" vorgeworfen. Er sei unfreundlich und arbeite nur mit anderen Australiern gut zusammen, hieß es. Farrell beschwerte sich bei einem Vorgesetzten, doch der erklärte ihm, Farrell könne wohl nicht mit Druck umgehen und solle sich endlich mal seine "big boy pants" anziehen.
Wieviel von Farrells Schilderungen tatsächlich der Firma anzulasten ist und was dem subjektiven Empfinden eines enttäuschten Mitarbeiters entspringt, ist schwer zu sagen. Die Arbeitsbelastung dürfte tatsächlich für viele Angestellte hoch sein, dennoch ist Apple als Arbeitgeber außerordentlich beliebt. Farrell sagte dem stern, er werde seit der Veröffentlichung des Textes überflutet mit Mails von unglücklichen ehemaligen und aktiven Apple-Mitarbeitern. Es sei aber niemand bereit, sich öffentlich zu exponieren. Farrell sagte, sein Ziel sei es nicht gewesen, ein Apple-Hassstück zu liefern, sondern auf die Scheinheiligkeit von Apple hinzuweisen. Was die Firma predige und mit welchen Werten und Überzeugungen sie tatsächlich arbeite, passe nicht zusammen. Apple hat sich zu dem Beitrag bislang nicht geäußert.