Die Kaufhaus-Angestellte Randi Wolf und die Geschäftsführerin einer großen Flensburger Kindertagesstätte, Brigitte Handler, gehören zur Minderheit der Grenzpendler. Beide wohnen in Dörfern in Südjütland/Dänemark. Umgekehrt arbeiten in einer Großschlachterei im dänischen Blans der Flensburger Jürgen Hansen und 35 Kollegen, die von der deutschen Seite der Grenze kommen. Insgesamt gut 2.500 Menschen pilgern Tag für Tag über die deutsch-dänische Grenze, um auf der jeweils anderen Seite zu arbeiten.
Die Grenzpendler machen nur ein Prozent aller Beschäftigten der Region Soenderjylland/Schleswig aus. Es könnten mehr sein, meinen Arbeitsexperten beider Länder. Wirtschaft und Gewerkschaften ermuntern Arbeitssuchende zum Grenzpendeln. Job-Angebote auf der jeweils anderen Seite der Grenze sollten verstärkt wahrgenommen werden, zumal das Pendeln problemloser sei als befürchtet, heißt es. In einem "Beratungsbüro" als Anlaufpunkt soll Grenzpendlern und denen, die es werden wollen, geholfen und die grenzenlose Arbeit schmackhaft gemacht werden.
Schlechte oder gar keine Sprachkenntnisse sind das größte Hemmnis
Europa sei bei den Menschen "noch nicht so recht angekommen", sagt die Direktorin des Arbeitsamtes in Flensburg, Gundula Raupach. Der dänische Teil der Grenzregion mit sechs Prozent Arbeitslosenquote könnte viele Suchende von deutscher Seite (zwölf Prozent) aufnehmen. Das sei nur rechnerisch zu sehen, denn Angebote und Arbeitslose passten wie so oft kaum zusammen. Größtes Hemmnis aber seien schlechte oder gar keine Sprachkenntnisse.
Weiteres Hindernis ist die mangelhafte Information. "Grenzpendler werden unzureichend, oft gar nicht beraten", klagt Brigitte Handler. Die 50-Jährige ist seit drei Jahren Vorsitzende der 1980 gegründeten Selbsthilfeorganisation "Europäische Vereinigung der Grenzpendler" (VEG), die auf Dänisch "Graensegaengerforeningen" heißt. "Es gibt weder beim Finanzamt noch bei Krankenkassen und Rentenversicherungen kaum Spezialisten auf dem Gebiet der Grenzüberschreitung."
Servicebüros für Grenzpendler
Es sollte mehr deutsch-dänische Informationen über den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft geben, fordert der Chef des dänischen Industriekonzerns Danfoss (Nordborg/Südjütland), Jörgen Mads Clausen. Beinahe schon Gebetsmühlen artig sagt der 55-Jährige überspitzt, aber mit Wahrheitsgehalt: "Dänen wissen wie es den Norwegern in Bergen geht, aber nicht, wie es in Itzehoe aussieht." Wie in kaum einem anderen Unternehmen sind in den Danfoss-Werken südlich und nördlich der Grenze sehr viele Grenzpendler tätig.
Die Beratungsverbesserung, wie sie auch das deutsch-dänische Arbeitsmarkt-Netzwerk "Eures" (European Employment Service) verlangt, wird in diesem Jahr verwirklicht. Das Servicebüro für Grenzpendler wird vom deutsch-dänischen Regionalrat getragen. Um die Sprache des jeweiligen Arbeitgebers zu lernen, gibt es in der Grenzregion genügend Angebote. Doch diese müssten gebündelt werden, meinen die Grenzpendlerverbände. Brigtte Handlers Vision: "Sprachcafes, in denen jeder in der Freizeit ein, zwei Stunden am Tag fachlich angeleitet gegen geringe Gebühren trainieren kann."