Wie kommen Deutschlands Manager im Vergleich mit ihren Kollegen aus dem europäischen Ausland weg? Dieser Frage ging das Unternehmen Kienbaum nach und kam zu dem Ergebnis: es bestehen große Unterschiede zwischen den Führungskräften. Befragt wurden 330 Manager aus zehn Ländern.
Für die deutschen Führungskräfte steht die konzeptionelle Arbeit an erster Stelle: Über die Hälfte (63 Prozent) räumen dieser Aufgabe eine hohe Priorität ein - bei den ausländischen Managern sind es nur 39 Prozent. Der Kundenkontakt fällt bei der Hälfte der deutschen Manager weg: nur 50 Prozent sehen dies als ihre Kernaufgabe an. Zwei Drittel ihrer internationalen Kollegen sehen das ganz anders: für sie sind Kundenkontakt und Kundenbindung die zentralen Managementaufgaben. Darüber ergab die Studie, dass insgesamt weniger als ein Drittel aller Führungskräfte mit ihrem Zeitmanagement zufrieden ist.
Viel Arbeit - wenig Freizeit
Mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 57 Stunden liegen die schweizer Führungskräfte an der Spitze. Sechs Stunden weniger - und damit am wenigsten - arbeiten ihre französischen Kollegen. Die Deutschen liegen mit durchschnittlich 54 Stunden pro Woche im Mittelfeld. Der durchschnittlich zehnstündige Arbeitstag einer Führungskraft ist hauptsächlich von internen Meetings und Führungsaufgaben gefüllt. Es folgen Telefonate und Korrespondenz per E-Mail. Weniger als ein Drittel der Führungskräfte nimmt sich die Zeit für eine tägliche Arbeitspause. In der Freizeit entspannen die Vielbeschäftigten bevorzugt mit ihren Partnern und der Familie. Zwei Stunden pro Woche bleiben ihnen für sportliche Aktivitäten und andere Hobbys.
Gesundheitsbewußtsein lässt zu wünschen übrig
Jeder fünfte Manager vertritt die Auffassung, dass eine herausragende Position mit hoher Verantwortung verlangt, klare Prioritäten für den Beruf zu setzen. Einem regelmäßigen Gesundheits-Check unterziehen sich nur für ein Viertel der deutschen Manager. Damit liegen sie auch hier unter dem internationalen Durchschnitt: rund 50 Prozent der internationalen Manager achten auf eine regelmäßige Gesundheitsvorsorge.
Vorbildfunktion ernst nehmen
Die Konsequenz aus der Kienbaum-Studie zieht Anke Hunziger, Leiterin des Projekts. Sie warnt vor Überarbeitung und falschem Ehrgeiz: "Unternehmen werden den bestehenden Konflikt zwischen Arbeit und Freizeit künftig nicht ausblenden können. Manager müssen sich auch im Bereich Worklife-Balance ihrer Vorbildfunktion bewusst werden. Ein Vorstand, der jedes Wochenende durcharbeitet, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein überlastetes und gestresstes Management. Pausen, Arbeitsende, Sport und andere Freizeitaktivitäten müssen genauso geplant werden wie berufliche Termine. Viele Manager müssen erst lernen, auf die Warnsignale des eigenen Körpers zu hören."