Spargelbauern Winter zu hart und Erntehelfer zu zart

Seit diesem Jahr sollen deutsche Bauern bei mindestens zehn Prozent ihrer Erntehelfer auf Kräfte aus dem Inland zurückgreifen. Was rund 30.000 Arbeitslose wieder in die Arbeit führen sollte, bringt den Bauern meist Probleme.

Spargelbauer Jakob Koppold weiß derzeit nicht wohin mit all den Arbeitslosen, die ihm die Bundesagentur für Arbeit als Erntehelfer zugewiesen hat. Seit fünf Uhr früh stehen sie dicht gedrängt auf seinem Spargelfeld und graben nach dem beliebten weißen Edelgemüse. Schulter an Schulter wühlen sie die Erde auf, beim Abstechen des Spargels kommen sie sich immer wieder in die Quere - mehr Erntehelfer würden wirklich nicht auf das Feld passen.

Arbeitslose als Feldarbeiter

Allein bei der Vorstellung an so ein Szenario muss Koppold lachen. "Schön wärs, bei uns sind die deutschen Helfer, die kommen sollten, gleich gar nicht aufgetaucht. Nicht einmal angerufen haben sie." Der Bauer aus Gachenbach bei Schrobenhausen - Bayerns größtem Spargelanbaugebiet - wollte von vornherein keine deutschen Arbeitslosen als Erntehelfer, mit seinen polnischen Arbeitern war er vollauf zufrieden. Seit diesem Jahr schreibt die Bundesagentur für Arbeit den Bauern allerdings vor, dass wenigstens zehn Prozent der eingesetzten Erntehelfer aus der Bundesrepublik kommen müssen. Rund 30.000 Arbeitslose sollen so zumindest kurzfristig wieder Beschäftigung finden.

Die Ergebnisse dieser neuen Regelung seien bisher allerdings "eher bescheiden", sagt Klaus Eberhardt, Sozialreferent des Bayerischen Bauernverbandes in Ansbach. Zwar seien zunächst genügend Arbeiter vermittelt worden. Nach einigen Tagen seien jedoch die ersten nicht mehr gekommen. "Einige konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten, anderen war die Arbeit zu hart", weiß Eberhardt. Nun fehlten auf vielen Höfen bis zu 15 Prozent der Arbeitskräfte.

Lieber Polen, als gar keine Helfer

Koppold hat mittlerweile eine Sondergenehmigung des Arbeitsamtes bekommen und erntet jetzt nur mit polnischen Erntehelfern - so wie früher auch. Die fünf Polen arbeiten bereits seit sieben Jahren bei ihm, wohnen im gleichen Haus und gehören schon zur Familie. "Sie arbeiten auch mal bis zehn Uhr nachts, wenn Not am Mann ist", sagt Koppold. Seit diesem Jahr muss er für seine Erntehelfer Sozialabgaben nach Polen zahlen. Für Rumänen würden diese Abgaben nicht anfallen, für deutsche Arbeitslose bekomme er sogar noch einen Zuschuss von der örtlichen Arbeitsagentur. "Bevor ich aber neue Leute einstelle, die womöglich keine Ahnung vom Spargelstechen haben, zahle ich lieber das Geld nach Polen, auch wenn das ganz schön zu Buche schlägt."

Dieses Jahr rechnet Koppold ohnehin mit starken Umsatzeinbußen. "Das diesjährige Spargeljahr ist katastrophal". Wegen des harten Winters hat die Ernte erst Ende April begonnen, zwei Wochen später als in den Vorjahren. "Das können wir nicht mehr reinholen." Die Erntemenge des vergangenen Jahres werde daher wohl nicht mehr erreicht werden. Damals wurden bayernweit auf knapp 2000 Hektar Anbaufläche rund 6500 Tonnen Spargel gestochen.

Schlechtes Spargeljahr

Durch Folien, die die darunter liegende Erde aufheizen, sei auch heuer noch eine gute Ernte möglich, sagt hingegen Josef Plöckl, Vorsitzender des Spargelerzeugerverbandes Südbayern. Früher habe es auch schon so harte Winter gegeben. "Wir sind einfach zu verwöhnt."

Durch den Einsatz von Folien, die kürzere Erntezeit und die gestiegenen Sozialabgaben für polnische Erntehelfer steigen allerdings die Kosten für Bayerns Spargelbauern. Auf den Preis werde dies aber keine großen Auswirkungen haben, glaubt Koppold. "Wenn der Spargel noch teurer wird, würden die Leute ganz drauf verzichten." Die verbleibenden Wochen wird er großenteils auf seinen Feldern verbringen, denn an Johanni, dem 24. Juni, ist die Spargelsaison zu Ende. Das ist Tradition - getreu der alten Bauernregel "Kirschen rot, Spargel tot".

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Frederik Obermaier/DPA

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