Nach dem Urteil einer kalifornischen Jury muss der deutsche Medienkonzern Bertelsmann zwei früheren Beschäftigen über 200 Millionen Euro zahlen. Die Geschworenen in Santa Barbara warfen dem Konzern Vertragsbruch vor. Bertelsmann-Anwalt Anthony Murray sagte der dpa, dass es für den Konzern "nicht akzeptabel" sei, den beiden Klägern die von der Jury vorgeschlagene Summe von 208 Millionen Euro zu zahlen.
Aus Sicht des Kläger-Anwalts Bill Price könnte die Summe deutlich höher ausfallen, "wenn die Forderungen der Jury in den verschiedenen Anklagepunkten zusammengerechnet werden". Price nannte einen Betrag von bis zu einer Milliarde Dollar. Eine weitere Anhörung, bei der der zuständige Richter den Betrag bekannt gibt, wird in den nächsten zwei Wochen erwartet.
Die früheren Bertelsmann-Beschäftigten Andreas von Blottnitz und Jan Henric Buettner hatten das Unternehmen auf einen "fairen Anteil" an dem Erlös aus dem Verkauf der Bertelsmann-Beteiligung an AOL Europe verklagt. Dabei war seitens der Kläger anfangs von 3,5 Milliarden US-Dollar die Rede. Bertelsmann hatte seine Anteile für über 6,5 Milliarden Dollar an den US-Konzern AOL Time Warner verkauft.
Vertraglich zugesicherte Erfolgsbeteiligungen
In dem im September begonnenen Prozess argumentierten die Kläger, ihnen sei eine Erfolgsbeteiligung während ihrer Zeit bei der Bertelsmann AG (Gütersloh) zugesichert worden. Für den Prozess wurden nach Murrays Angaben Tausende Seiten mit deutschem Text ins Englische übersetzt. Die Geschworenen hörten unter anderem Zeugenaussagen von dem früheren Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff und dem Ex-Vorsitzenden von AOL, Stephen Case, die beide die Ansprüche der Kläger zurückwiesen.
Von 1995 bis 1997 war Buettner Geschäftsführer von AOL Deutschland. Von Blottnitz übernahm seinen Posten bis 1999. Heute ist Buettner Geschäftsführer des US-Unternehmens BV Capital. Von Blottnitz leitet eine Tochterfirma in Kalifornien.
Ulrich Koch, Chef-Syndikus von Bertelmann, bezeichnete das Urteil als "zwiespältig". Er werte es als einen Erfolg, dass die Milliardenforderung abgewiesen wurde, bezeichnete aber die von der Jury verhängte Millionensumme als "viel zu viel". Er halte es für wahrscheinlich, dass der zuständige Richter der Juryentscheidung zustimme. Koch und Murray stellten in Aussicht, dann einen neuen Prozess zu beantragen oder gegen das Urteil Berufung einzulegen.