Sie pflanzen Bäume, finanzieren Umweltprojekte, kaufen CO2-Zertifikate oder werben für ökologische Geldanlagen: Unternehmen tun viel für ein klimafreundliches Image. Doch so grün, wie sie sich geben, sind Firmen selten, zeigen aktuelle Daten des Corporate Climate Responsibility Monitors. Forscher des NewClimate Institute und Experten von Carbon Market Watch wollten wissen, welche Firmen sich wirklich für Klimaschutz engagieren und wo nur Greenwashing betrieben wird. Dafür haben sie das Klimaschutzversprechen von 24 globalen Unternehmen überprüft – und als völlig unzureichend enthüllt.
Zu einem ähnlich vernichtenden Ergebnis kommt auch ein Bericht von ESG Book, einem führenden Anbieter von Nachhaltigkeitsdaten. Demnach haben weltweit führende Unternehmen seit 2018 nichts unternommen, um Umweltverschmutzung zu verhindern und den Klimawandel einzudämmen. Stattdessen trügen sie weiterhin zu einer extremen Erderwärmung bei, 45 Prozent befürworten laut der Studie eine Erderwärmung um knapp drei Grad. Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern, darf die Temperatur in den kommenden Jahren allerdings nicht über 1,5 Grad im Vergleich zum Zeitraum vor 1990 steigen – sagen Klimawissenschaftler und die Pariser Klimaziele.
Dieses Ziel haben laut der ESG-Analyse lediglich 22 Prozent der 500 größten börsennotierten Unternehmen der Welt im Blick. "Unsere Daten zeigen eine klare Botschaft: Wir müssen mehr tun, und wir müssen es schnell tun", sagte Daniel Klier, CEO von ESG Book, dem US-Sender CNN. Aber "ohne einen grundlegenden Wandel in der Funktionsweise der Weltwirtschaft ist es nicht offensichtlich, wie wir eine signifikante Veränderung erreichen können." Dass sich Klima und Wohlstand, Produktivität und Konsum nicht unbedingt vertragen, konnten Forscher bereits zu Jahresbeginn in einer Studie nachweisen.
Unternehmen schummeln bei Versprechen zum Klimaschutz
In der ESG-Analyse wurden Unternehmen anhand öffentlicher Emissionsdaten und Reduktionszielen "Temperatur-Scores" zugewiesen, um den Beitrag zum Klimaschutz zu bestimmen. Berücksichtigt wurden sowohl Emissionen, die eine Firma durch ihre eigenen Geschäfte ausstößt, als auch jene die durch die Nutzung von Produkten anderer Unternehmen anfallen.
Ergebnis: In der EU, dem Vereinigten Königreich und Indien ist die Zahl der Unternehmen, die sich an die Pariser Klimaziele halten, seit 2018 gleich geblieben. Einige Unternehmen hätten ihre Emissionen gar nicht erst offengelegt, zeigt der ESG-Bericht. Das bestätigt auch der Climate Monitor und belegt zudem, dass es sich dabei vor allem um Unternehmen handelt, die tendenziell als wenig integer gelten. Beispielsweise würden bei ganze Bereiche der Wertschöpfungskette nicht für die Berechnung der Emissionen berücksichtigt. Selbiges gelte für die Lieferkette.
Fortschritte machten allerdings chinesische und US-Firmen. Hatten sich vor fünf Jahren noch 11 Prozent der US-Unternehmen den Pariser Klimazielen verpflichtet, so sind es jetzt 20 Prozent. In China stieg die Zahl von drei auf zwölf Prozent seit 2018.
Mehr Investitionen in grüne Energiequellen notwendig
"Das Ermutigende ist, dass wir wissen, welche Hebel wir betätigen müssen, und viele dieser Unternehmen sind jetzt viel aktiver. Aber wie die Daten zeigen, bewegen wir uns nicht unbedingt alle mit dem richtigen Tempo", kommentiert CEO Klier die Ergebnisse. Er hält eine Kombination als strengeren staatlichen Maßnahmen, ein verändertes Verbraucherverhalten und technologische Durchbrüche für notwendig, damit sich auch in den Unternehmen etwas ändert. Auch Pensionsfonds seien eine Möglichkeit, um in erneuerbare Energien zu investieren.
Laut Internationaler Energieagentur (IEA) werden die Investitionen in die Solarenergie in diesem Jahr erstmals jene in die Ölförderung überholen. IEA-Direktor Fatih Birol teilte im Mai mit, dass für jeden Dollar für fossile Brennstoffe knapp zwei Dollar in "saubere Energie" fließe. Dennoch werde erwartet, dass in diesem Jahr eine Billion Dollar in Öl, Gas und Kohle fließen – zu viel, um das Ziel Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen.