Die Krise beim Essener Handelskonzern Arcandor hat Forderungen nach personellen Konsequenzen laut werden lassen: "Wir sind der Ansicht, dass Vorstandschef Thomas Middelhoff gehen muss", sagte Lothar Gries von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) der "Welt". "Es muss eine Reaktion geben. Die Strategie von Middelhoff ist gescheitert, das Vertrauen ist dahin", sagte Gries, dessen Organisation Kleinanleger vertritt.
Unterdessen haben die starken Kursschwankungen der Arcandor-Aktie und die Kommunikationspolitik des Unternehmens die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf den Plan gerufen. "Wir schauen uns das an, sowohl unter Ad-hoc-Gesichtspunkten als auch den Handelsverlauf der vergangenen Tage", sagte eine Sprecherin der Behörde am Freitag. Dies geschehe rein routinemäßig. Ob es zu einer Untersuchung kommen werde, stehe noch nicht fest.
Die im Börsensegment MDAX notierte Aktie des Handels- und Touristikkonzerns hat in den vergangenen zwei Tagen eine rasante Berg- und Talfahrt absolviert. Am Mittwochvormittag hatte Arcandor verkündet, sich mit den Gläubigerbanken auf die Refinanzierung bestehender Kredite geeinigt zu haben. Spekulationen, wonach die Banken als Pfand Anteile der Tochter Thomas Cook verlangen, wurden vom Konzern dementiert. Die Aktie schoss daraufhin um zeitweise 20 Prozent in die Höhe.
Am gleichen Tag nach Börsenschluss veröffentlichte Arcandor dann eine Pflichtmitteilung (Ad-Hoc) und stellte klar, dass im Zusammenhang mit der Bankeneinigung die Holding-Struktur überprüft werde. Dies könne auch bedeuten, dass die Beteiligungen an Karstadt und Thomas Cook reduziert werden.
Die Arcandor-Aktie rutschte daraufhin am Donnerstag auf ein Rekordtief. Am Freitag setzte die Aktie ihren freien Fall fort. Der Wert der Aktie gab am Vormittag zunächst um weitere rund 16 Prozent nach, sodass die Aktie nur noch bei knapp über zwei Euro notierte. Vor einem Jahr war es noch rund das Elffache. Bereits am Donnerstag war der Kurs um knapp 30 Prozent eingebrochen. "Wenn die Filetstücke verkauft werden, bleibt an sich nichts mehr übrig, was Gewinn abwirft", sagte ein Händler.