AUTOBRANCHE Fiat-Bilanz lässt hoffen

Nach den schlechten Zahlen der ersten Quartale 2002 herrscht bei Fiat wieder bescheidener Optimismus. Zeitungen berichten: »Erste Anzeichen für Wiederaufschwung«.

Im April hatte der krisengeschüttelte Turiner Konzern zur Offensive angesetzt. Anteile an Tochterunternehmen konnten Gewinn bringend verkauft werden, Köpfe rollten, neue Namen mussten her. Ende Juni übernahm Finanzexperte Gabriele Galateri das Zepter als neuer Vorstandschef. Und vor wenigen Tagen gewährten mehrere Banken einen Kredit über stolze drei Milliarden Euro. All das hat erste Früchte getragen. Und obwohl die Zahlen für das zweite Quartal hinter den Erwartungen der Analysten blieben, waren sich am Dienstag italienische Zeitungen einig: »Es gibt erste Anzeichen für einen Wideraufschwung«.

Sorgenkind Autosparte

Tatsächlich schreiben fast alle Sektoren des Unternehmens, wie Versicherungen, Medien oder Flugzeugbau, wieder schwarze Zahlen. Fast alle: denn das Sorgenkind bleibt weiter Fiat Auto - und diese Sparte drückt so schwer auf die Bilanzen, dass sie den Rest mit sich in die Tiefe reißt. So musste der Konzern hier weitere Umsatzeinbußen von 6 Milliarden Euro im ersten Quartal auf 5,77 Milliarden Euro im zweiten Quartal verbuchen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum standen einem operativen Gewinn von 19 Millionen Euro gar Verluste von 394 Millionen Euro gegenüber.

Enge Kooperation mit GM

Dennoch: Um die Gerüchte, Fiat werde seine Autosparte früher als erwartet an den US-Konzern General Motors verkaufen, ist es in letzter Zeit stiller geworden. GM hält derzeit 20 Prozent und hat 2004 eine Option auf die übrigen 80 Prozent. Jedoch setzen die beiden Unternehmen immer häufiger auf eine stärkere Zusammenarbeit: »Wir haben in den vergangenen Monaten Impulse für die Entwicklung von gemeinsamen Komponenten gegeben, mit dem Ziel, Fiat Auto immer mehr in den Zusammenschluss mit GM zu integrieren«, heißt es in einer Mitteilung.

Schuldenberg muss weg

Gabriele Galateri nannte im Anschluss an die Bekanntgabe der Quartalszahlen drei wesentliche Punkte, um Fiat wieder auf die Beine zu stellen: Dazu zählt neben der Annäherung an GM vor allem der Abbau des Schuldenbergs. Im zweiten Quartal konnte Fiat seine Schulden durch den Verkauf von 34 Prozent der Ferrari-Anteile an Mediobanca bereits um 800 Millionen Euro auf 5,8 Milliarden Euro senken. Bis Ende des Jahres soll die Last auf 3 Milliarden Euro gedrückt werden. Der dritte Aspekt ist eine Weiterentwicklung der Fiat-Geschäftsbereiche, die gute Profitaussichten haben, sagte Galateri.

Kredit bringt Spielraum

Vor allem der Drei-Milliarden-Kredit, der eine Laufzeit von drei Jahren hat und mit neuen Fiat-Aktien zurückgezahlt werden soll, lässt endlich einen größeren Handlungsspielraum, erklärte Fiat-Präsident Paolo Fresco. Bei den angestrebten Verkäufen von Zuliefersparten wie Teksid und Comau kann der Konzern jetzt überlegt handeln: »Der Kredit erlaubt es uns, nicht unter Wert zu verkaufen und mit Ruhe zu entscheiden, welche Geschäftsbereiche nicht uns unseren Kriterien entsprechen.«

Noch mehr Asse im Ärmel

»Die Turiner Gruppe hat noch zahlreiche Pfeile auf seinem Bogen«, umschrieb die Zeitung »Il Sole 24 Ore« die Situation. Durch Produktionsdrosselung und Rabatte im Autogeschäft will Fiat auf dem schwachen Markt wieder an Stärke gewinnen. Und bis Ende des Jahres kann der Konzern zudem mit den Einnahmen aus dem 14-prozentigen Verkauf der Italenergia-Anteile und der Finanzierung für die restlichen 24,6 Prozent durch die Citibank wirtschaften. Das Geschäft bringt immerhin 1,7 Milliarden Euro - und könnte den Schuldenberg bereits auf 4,1 Milliarden Euro senken.

Carola Frentzen