In Lidl-Supermärkten gibt es ab 19. Mai zwei deutschlandweit gültige Fahrkarten für 49,90 Euro. Doch nach Ansicht der Stiftung Warentest rechneten sich die Discount-Bahntickets "längst nicht für jeden". Vor allem für kurze und mittlere Strecken gebe es oft günstigere Angebote, so die Stiftung. Zugleich warf sie der Deutschen Bahn vor, sie mache den Tarifdschungel immer undurchschaubarer. Bahn-Sprecher Achim Stauß zeigte sich über die Kritik verwundert. "Man kann mit dem Ticket nichts falsch machen", sagte er.
Oft geht es auch preiswerter
Nach Angaben der Bahn rechne sich das Angebot bereits ab einer Strecke von etwa 160 Kilometern, so die Warentester. Tatsächlich aber gelangten viele Kunden auch bei längeren Reisen mit anderen Fahrkarten preiswerter ans Ziel. Vor allem wenn mehrere Personen gemeinsam führen, seien zum Beispiel oft Wochenend- und Ländertickets oder die Sparpreise günstiger.
Den beliebten Mitfahrerrabatt gebe es beim Lidl-Ticket nicht. Auch für viele Familien lohne sich das Billigangebot nicht: Während andere Bahntickets häufig die kostenlose Mitnahme von Kindern im Alter von sechs bis 14 Jahren ermöglichten, würden diese Sprösslinge beim Lidl-Ticket wie Erwachsene zur Kasse gebeten. Außerdem kritisierten die Verbraucherschützer, dass an einer Discounter-Kasse Preisvergleiche und Kundeninformation nicht zu erwarten seien.
Bahn-Sprecher Stauß erwiderte, das Angebot sei außerordentlich preiswert und in der Handhabung einfach. Es richte sich an Neukunden und Impulskäufer. "Die, die es kaufen, werden schon die richtige Wahl treffen."
Allerdings soll dies nicht für diejenigen gelten, die die Billigbillets über Wiederverkäufer erwerben. "Der Weiterverkauf der Tickets ist nicht erlaubt", sagte ein Bahnsprecher dem "Tagesspiegel". Man stehe unter anderem mit dem Internet-Auktionsanbieter Ebay in Kontakt. "Entdecken wir dort Angebote, sprechen wir Ebay an. Diese Angebote werden dann von Ebay runtergenommen." Schon nach den ersten Berichten über die neuen Tickets habe es Versuche gegeben, Billigtickets im Voraus zu versteigern. Die Bahn werde auch den Verkauf bei anderen Anbietern von Internet-Auktionen unterbinden, so der Sprecher.
Reisebüros wollen einstweilige Verfügung erwirken
Dass die Aktion bei Lidl noch in letzter Minute von den Gerichten gestoppt werden könnte, hält die Bahn für unwahrscheinlich. Der Reisebüro-Verband versucht derzeit, eine einstweilige Verfügung dagegen zu erwirken. "Wir gehen davon aus, dass wir planmäßig mit dem Verkauf starten können", sagte der Bahnsprecher. Er versicherte, dass man den Reisebüros mit der Aktion auch keine Konkurrenz machen wolle. Ob es künftig wieder Billigtickets bei Lidl oder einem anderen Einzelhändler geben werde, hänge auch davon ab, wie viele Neukunden die Bahn jetzt gewinnen könne. Das werde nach der Aktion zunächst analysiert. "Die überwiegend sehr positiven Reaktionen bisher ermutigen uns aber", sagte der Sprecher.