Überraschend starke Quartalsergebnisse des weltgrößten Chip-Herstellers Intel haben einige Anleger am Mittwoch in Kauflaune versetzt. Der Dax machte mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 6261 Punkte seine Vortagesverluste wieder wett und nahm Kurs auf die psychologisch wichtige Marke von 6300 Zählern.
"Die Aufwärtsdynamik des deutschen Aktienmarktes hat in den vergangenen Tagen zwar etwas nachgelassen", sagte ein Börsianer. "Sollten die heutigen Konjunkturdaten und Unternehmensbilanzen aber positiv ausfallen, halte ich einen Sprung über die Marke von 6300 Punkten für möglich." Am Nachmittag sollten unter anderem die US-Einzelhandelsumsätze für März veröffentlicht werden. Analysten sagten im Schnitt ein Plus von 1,2 Prozent voraus. Hiervon und einer Rede des US-Notenbankpräsidenten Ben Bernanke vor dem Kongress erhofften sich Anleger Hinweise auf die weiteren Aussichten für die weltgrößte Volkswirtschaft. Zudem hatte die US-Großbank JP Morgan Chase für den Tagesverlauf die Veröffentlichung ihrer Geschäftszahlen angekündigt.
Intel hatte am Vorabend bei Umsatz und Gewinn die Markterwartungen übertroffen und einen optimistischen Ausblick geliefert. Auch der auf die Chipindustrie spezialisierte Anlagenbauer ASML überraschte mit seinem Quartalsergebnis positiv. Die Nachrichten dieser beiden Unternehmen untermauerten seine positive Einschätzung der Branchenaussichten, schrieb DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp in einem Kommentar.
Infineon waren mit einem Plus von 3,4 Prozent auf 5,24 Euro Spitzenreiter der ersten deutschen Börsenliga. Im Technologie-Index TecDax war der Chipentwickler Dialog Semiconductor gefragt und verbuchte ein Kursplus von drei Prozent auf 12,53 Euro. An der Pariser Börse zogen die Titel des Infineon-Konkurrenten STMicroelectronics 3,1 Prozent auf 7,76 Euro an. ASML verteuerten sich in Amsterdam um 1,4 Prozent auf 26,51 Euro. Die in Deutschland gelisteten Intel-Titel zogen sogar um 5,3 Prozent an.
Zu den wenigen Verlierern im Dax zählten dagegen Siemens und BMW. Sie verloren nach Herunterstufungen durch Bank of America/Merrill Lynch jeweils knapp ein Prozent auf 72,89 beziehungsweise 45,37 Euro. Die Analysten begründeten ihre Entscheidung in beiden Fällen mit den jüngsten Kursgewinnen. An ihrer grundsätzlich positiven Einschätzung des Technologiekonzerns und des Autobauers ändere sich aber nichts.
Im Nebenwerte-Index MDax ragten Postbank mit einem Plus von 6,7 Prozent auf 25,50 Euro heraus. Damit waren die Titel so teuer wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Börsianer machten Spekulationen auf eine baldige Übernahme des Institutes durch die Deutsche Bank hierfür verantwortlich. "Auslöser ist der Zeitungsbericht über die geplante Zusammenlegung der IT", sagte einer von ihnen. "Dies wird als Vorbereitung für eine unmittelbar bevorstehende Übernahme und möglichst problemlose Integration gewertet." Keine der beiden Banken wollte sich zu den Spekulationen äußern. Deutsche Bank notierten 0,6 Prozent fester bei 58,10 Euro.