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Börse VW-Höhenflug sorgt für Unruhe

Kursexplosion bei Volkswagen: Die Papiere des Autobauers haben zwischenzeitlich mehr als 1000 Euro gekostet und den Dax in die Höhe gerissen. Vorübergehend war VW sogar der teuerste Konzern der Welt. Jetzt nimmt die Finanzaufsicht den Kurssprung unter die Lupe. Hauptaktionär Porsche weist jede Schuld von sich.

Das Erstaunen über die Kapriolen der Volkswagen-Aktie schlägt an der Börse in Empörung um: Die Papiere des Wolfsburger Autoherstellers wurden am Dienstag vorübergehend für mehr als 1000 Euro gehandelt und verdoppelten damit ihren Aktienkurs abermals. Mit einem Börsenwert von 296 Milliarden Euro setzte sich VW damit vor den Ölkonzern Exxon an die Spitze der teuersten Unternehmen der Welt. Die Aktie markierte am Dienstag in der Spitze ein Rekordhoch von 1005,01 Euro. Zum Mittag flauten die Kurszuwächse dann wieder rapide ab auf 23,08 Prozent bei 640 Euro. Zu Jahresbeginn lag der Kurs bei etwa 150 Euro.

Die Kursexplosion bei den VW-Papieren reichte aus, um den Dax um rund zehn Prozent ins Plus zu hieven, während fast alle anderen Aktien im Minus standen. Auslöser für den rasanten Kursanstieg, der bereits am Montag begonnen hatte, waren misslungene sogenannte Leerverkäufe - Spekulationen auf sinkende Kurse.

Volkswagens Hauptaktionär Porsche hatte am Wochenende erklärt, seinen Anteil an den Wolfsburgern aufgestockt zu haben. Dadurch begann bereits am Montag der rasante Kursanstieg. Porsche selbst fühlt sich für die jüngsten Kurssprünge bei den Stammaktien von Volkswagen nicht verantwortlich. "Wir weisen den Vorwurf der Kursmanipulation entschieden zurück", sagte ein Porsche-Sprecher am Dienstag in Stuttgart. Es werde bei den Kursausschlägen der VW-Stämme Ursache und Wirkung verwechselt. "Verursacher sind diejenigen, die mit riesigen Summen auf fallende VW-Kurse gesetzt haben", sagte der Sprecher.

Die Kursentwicklung zwang Händlern zufolge auch zahlreiche andere Investoren, VW-Aktien zu kaufen - zum Beispiel alle Fonds, die ihre Performance am Dax messen. Das VW-Papier machte zeitweise die Hälfte des gesamten Dax-Wertes aus. Andere Dax-Aktien seien deshalb zum Teil ohne Rücksicht auf Verluste verkauft worden, nur um Aktien von Volkswagen finanzieren zu können, hieß es.

BaFin untersucht Kurssprung

"Die Aktien spielen komplett verrückt. Es muss etwas passieren", sagte ein Händler.Vorstand Lars Kolbe von der Investmentfirma Star Capital appellierte an die Deutsche Börse: "Was hier am deutschen Aktienmarkt gerade passiert, sehen sie sonst an der Börse in Simbabwe. Hier sollten die Herrschaften vielleicht noch einmal gründlich nachdenken."

Die Deutsche Börse teilte dagegen mit, es gebe derzeit keine Überlegungen, die VW-Aktie aus dem Dax zu nehmen. "Solange fünf Prozent der Aktien im Streubesitz sind, gibt es dazu keine Veranlassung", sagte ein Sprecher. Einige Händler nannten das Verhalten der Deutschen Börse unverantwortlich.

Der Finanzdienstleister Goldman Sachs reagierte auf die Situation mit einer Berechnung des Dax ohne den Einfluss der Volkswagen-Aktie - dieser "Dax ex-VW" sei wegen der Verkäufe anderer Titel zugunsten von Käufen der VW-Aktie in Richtung 3000 Punkte gefallen.

Die Finanzaufsicht BaFin nimmt den außerordentlichen Kursanstieg der Volkswagen-Aktie nun unter die Lupe. "Wir schauen uns den Handel mit VW-Papiere auf mögliche Anhaltspunkte für Insiderhandel oder Marktmanipulationen an", sagte eine Sprecher der Behörde am Dienstag. Auf Basis dieser Untersuchung entscheide die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, ob sie eine formelle Prüfung einleite. Die Analyse dauere aber noch einige Zeit. "In dieser Woche ist keine Entscheidung zu erwarten", sagte die Sprecherin.

Porsche brachte Händler in Not

Spekulanten waren am Wochenende von der massiven Aufstockung des von Porsche kontrollierten VW-Anteils überrascht worden. Sie hatten geliehene Aktien verkauft, und wollten sie vor der Rückgabe an den Leigeber zu niedrigeren Kursen wiederkaufen. Nach Marktinformationen waren 12 bis 15 Prozent der VW-Anteile ausgeliehen und mussten zurückgekauft werden. Nach der Porsche-Mitteilung wurde jedoch klar, dass auf dem Markt nur noch knapp sechs Prozent der Anteile verfügbar sind. Deshalb ging eine regelrechte Jagd auf VW-Aktien los, die den Preis in die Höhe trieb.

Hauptaktionär Porsche hatte am Sonntag erklärt, der Konzern habe seinen Anteil an VW auf 42,6 Prozent erhöht und verfüge zusätzlich über 31,5 Prozent Optionen auf VW-Stammaktien, zusammen also 74,1 Prozent. Im nächsten Jahr wolle man den Anteil auf 75 Prozent aufstocken und damit den Weg für einen Beherrschungsvertrag über VW frei machen.

DPA/AP/Reuters AP DPA Reuters

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