Der Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn droht erneut zu eskalieren. Nach mehrstündigen Verhandlungen erklärte die Lokführergewerkschaft GDL am Donnerstagabend das Angebot des Konzerns für unzureichend. Ein Scheitern der Tarifverhandlungen könne er jetzt nicht mehr ausschließen, sagte der GDL-Vorsitzende Manfred Schell nach dem Treffen an einem geheim gehaltenen Ort.
An diesem Sonntag sollen die Spitzengremien der GDL in Frankfurt über das weitere Vorgehen entscheiden. Die Gewerkschaft hatte in den vergangenen Tagen noch von einem bevorstehenden Durchbruch gesprochen. Eine Drohung mit neuen bundesweiten Streiks hatte sie ausgesetzt.
Die Bahn hält eine Einigung indes weiterhin für erreichbar. In den Verhandlungen habe es Annäherungen gegeben, sagte ein Sprecher am Abend. Der Konzern hat demnach zuletzt individuelle Einkommens- Verbesserungen von sieben bis 15 Prozent angeboten, was im Schnitt elf Prozent ausmache. "Auf dieser Basis können wir uns weiterhin eine Einigung vorstellen." Auch in der Frage eines eigenständigen Tarifvertrags sei Einigung erzielt und damit eine Hauptforderung der GDL erfüllt worden. Ein neuer Verhandlungstermin sei aber zunächst nicht vereinbart worden.
GDL-Chef Schell sagte dagegen, es habe weder beim Entgelt noch bei der Arbeitszeit eine Annäherung gegeben. Der Konzern lehne es nach wie vor ab, die Wochenarbeitszeit von 41 auf 40 Stunden zu verringern. Die GDL hatte zuletzt Einkommenszuwächse von mindestens zehn Prozent gefordert.
Die beiden Tarifparteien hatten ihre Verhandlungen erst kurz vor Weihnachten auf Druck der Bundesregierung wieder aufgenommen, um eine Lösung in dem seit Monaten schwelenden Konflikt zu suchen. Am vergangenen Samstag hatte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bekanntgegeben, dass die GDL nicht wie zunächst angedroht erneut flächendeckende Streiks im Zugverkehr aufnimmt.