Deutsche Bank Alle Sparten in der Gewinnzone

Ein Jahr nach dem Tiefpunkt der Bankenkrise verdient die Deutsche Bank fast wie zu ihren besten Zeiten. Nach drei Quartalen mit Milliardengewinnen kommt die größte deutsche Bank in den ersten neun Monaten 2009 auf ein Nettoergebnis von rund 3,7 Milliarden Euro, wie sie am Mittwoch überraschend bekanntgab.

Ein Jahr nach dem Tiefpunkt der Bankenkrise verdient die Deutsche Bank fast wie zu ihren besten Zeiten. Nach drei Quartalen mit Milliardengewinnen kommt die größte deutsche Bank in den ersten neun Monaten 2009 auf ein Nettoergebnis von rund 3,7 Milliarden Euro, wie sie am Mittwoch überraschend bekanntgab. Den Anlegern ist das aber nicht genug: Obwohl die Deutsche Bank die Schätzungen der Analysten deutlich übertraf, fiel die Aktie um 3,7 Prozent und war damit der größte Verlierer im Dax. Börsianer verwiesen auf die US-Investmentbanken, die ihrer Ansicht nach im abgelaufenen Quartal noch besser abgeschnitten hätten.

Die verbliebenen Investmentbanken, von denen viele in der Finanzkrise mit Milliarden vom Staat gestützt worden waren, profitieren derzeit massiv vom Hunger der Investoren und der Unternehmen auf frisches Kapital. Zudem kommt ihnen die abnehmende Zahl der Konkurrenten zu Gute. Die Deutsche Bank teilte nur mit, alle ihre Geschäftsbereiche hätten schwarze Zahlen geschrieben. Im Asset Management würde das den ersten Gewinn seit mehr als einem Jahr bedeuten. Im zweiten Quartal 2009 hatte das Institut in der Vermögensverwaltung - vor allem aufgrund von Verlusten ihrer Profi-Immobilenfondstochter RREEF - ein Minus von 85 Millionen Euro verbucht.

Experten machen sich aber Sorgen, dass die Gewinne in der Rezession nicht nachhaltig sein könnten. Auch Konzernchef Josef Ackermann hatte zuletzt die „Sondersituation“ betont, in der die Investmentbanken sind. JPMorgan hatte im dritten Quartal allein 3,6 Milliarden Dollar verdient, bei Goldman Sachs hatte sich der Gewinn im Vorjahresvergleich vervierfacht. Viele US-Banken leiden allerdings unter Verlusten mit Kreditkarten und Kreditausfällen an Privatkunden, die durch das Investmentbanking nur zum Teil wettgemacht werden.

Auch deutsche Banken haben vor zunehmenden Firmenpleiten vor allem im Mittelstand im zweiten Halbjahr gewarnt und wollen die Risikovorsorge aufstocken. Das Kreditbuch der Deutschen Bank in Deutschland ist jedoch nur halb so groß wie das der Nummer zwei, der Commerzbank.

Die Deutsche Bank schloss das dritte Quartal mit einem Gewinn von 1,3 Milliarden Euro vor Steuern ab, ebenso viel wie in den Monaten von April bis Juni. Analysten hatten ihr nur 1,16 Milliarden zugetraut. Vor einem Jahr, als die Pleite von Lehman Brothers die Finanzwelt in eine tiefe Krise stürzte, hatte sich das Geldhaus mit 93 Millionen Euro Gewinn begnügen müssen. „Die Zahlen sind solide, aber auch nicht überwältigend“, sagte Analyst Stefan Stalmann von Unicredit.

Unter dem Strich zahlte die Deutsche Bank im dritten Quartal keine Steuern. Dank Steuerrückerstattungen aus den vergangenen Jahren und steuerfreien Erträgen - wie sie etwa beim Verkauf von Beteiligungen anfallen - lag der Nettogewinn bei 1,4 Milliarden Euro. Merck-Finck-Analyst Konrad Becker schätzt, dass die Bank rund 500 Millionen Euro Steuern vom Staat zurückbekommen hat.

Ackermann hat die Deutsche Bank ohne Staatshilfe durch die Krise gesteuert. Mit einer Kernkapitalquote (Tier-1) von 11,7 Prozent lag sie Ende September über ihrem eigenen Zielwert von zehn Prozent, Ende Juni waren es erst 11,0 Prozent.

Dennoch hielten sich Spekulationen um eine Kapitalerhöhung. Ackermann selbst hatte angesichts der voraussichtlich verschärften Eigenkapitalvorschriften wachsenden Kapitalbedarf ausgemacht. Viele Banken sind erfolgreich dabei, frisches Geld bei Investoren einzusammeln, um sich auf die neuen Regularien vorzubereiten. In der Branche wird eine „harte Kernkapitalquote“ von acht Prozent erwartet. Nach Berechnungen der Citigroup könnte die Deutsche Bank mit 8,4 (Ende Juni: 7,8) Prozent diese Hürde nun übersprungen haben.

„Wir würden eine kleine Kapitalerhöhung nicht völlig ausschließen, sehen aber in nächster Zeit die Wahrscheinlichkeit unter 50 Prozent“, sagte Experte Matthias Dürr von der DZ Bank. WestLB-Analyst Georg Kanders sagte, die hohe Profitabilität mache auch Zukäufe für die Deutsche Bank erschwinglich. Am Dienstag hatte sie die Übernahme von Teilen der niederländischen ABN Amro angekündigt. Zudem steht die Bank Kreisen zufolge kurz vor dem Kauf von rund 75 Prozent an der Privatbank Sal. Oppenheim, die rund eine Milliarde Euro kosten dürften.

Reuters
Alexander Hübner / Reuters