Diagnose: Chronischer Vitamin- und Nährstoffmangel
Der höchste Schuldenstand, die schwächste Konjunktur, die schlechteste Kreditwürdigkeit, hohe Arbeitslosigkeit, eine kaum wettbewerbsfähige Wirtschaft, politischer Reformstau und nicht enden wollende Massenproteste: Griechenland ist der mit Abstand krankeste Patient unter den EU-Ländern. Nur mit gigantischen Hilfsprogrammen in Höhe von insgesamt 219 Milliarden Euro wird das Land vor der endgültigen Pleite bewahrt. Die Gründe für die Misere sind vielfältig: Sie reichen von einem hohen Maß an Korruption über Günstlingswirtschaft bis zu einem erheblichen Mangel an Steuermoral.
Therapie: Radikalkur
Europäische Union und Europäische Zentralbank verlangen von den Griechen nichts anderes als eine n vollständigen Blutaustausch - der Sparhammer kreist erbarmungslos. Die Renten ab 1700 Euro werden um bis zu zehn Prozent gekürzt, rund 150.000 Beamte entlassen, staatliche Subventionen und Zuschüsse für Staatsbedienstete radikal gestrichen, rund 70 Behörden müssen schließen. Dazu kommen massive Steuererhöhungen in nahezu allen Bereichen: Die Mehrwehrsteuer wird angehoben, eine Solidaritätssteuer eingeführt, zudem werden viele Freiberufler zusätzliche Abgaben entrichten müssen. Das Land ist zudem angehalten, große Teile des Staatsbesitzes zu verkaufen. Dadurch könnten im besten Fall 50 Milliarden in den Haushalt fließen - immerhin ein Sechstel der Gesamtschulden in Höhe von 300 Milliarden Euro.
Heilungschancen: Gering
Ob diese Radikalkur helfen wird, die maroden Finanzen Griechenlands zu sanieren ist völlig offen: Die größte Befürchtung ist, dass die massiven Lohnkürzungen zusammen mit den Steuererhöhungen die ohnehin siechende Wirtschaft vollends zum Erliegen bringen. Auch mit den dringend benötigten politischen Reformen tut sich die Regierung Giorgios Papandreou schwer. Experten glauben zudem, dass Athen seine staatseigenen Immobilien nicht schnell genug losschlagen kann und auch deshalb unter Wert verkaufen muss. Ohnehin dürfte der Verkauf der Staatsbeteiligungen keine 50 Milliarden Euro einbringen. Und: Die Banken sind von internationalen Finanzmärkten abgeschnitten, das Einlagenniveau schrumpft zunehmend.