Energie Noch kein außergewöhnlicher Tanktourismus

Auch durch horrende Benzinpreise in Deutschland konnte bisher kein verstärkter Benzin-Tourismus nach Polen festgestellt werden.

»Witamy! Willkommen!« heißt es zur Begrüßung an der Zapfsäule. Die Tankstellen im polnischen Slubice, der Schwesterstadt von Frankfurt an der Oder, sind ganz auf deutsche Autofahrer eingestellt. Es ist der Preisunterschied von bis zu 40 Pfennig pro Liter Treibstoff, der die Grenzstadt seit Jahren zum Anlaufpunkt deutscher Nachbarn macht.

Trotz Rekordpreisen nicht mehr Kundschaft

Aber das historische Hoch der Spritpreise in Deutschland hat bislang nicht für mehr Kundschaft gesorgt. Auch der Bundesgrenzschutz (BGS) in der Grenzstadt hat nach Angaben eines Sprechers noch keine Hinweise für einen erhöhten Tanktourismus ins Nachbarland.

Entsprechend ruhig geht es in Slubice zu. Der Liter Superbenzin kostete am Donnerstag auf deutscher Seite 2,23 Mark, auf der polnischen Seite der Oder erhielt man ihn für umgerechnet 1,83 Mark. An den Zapfsäulen stehen wie auch bisher nur deutsche Autos mit Nummernschildern aus der direkten Umgebung. Die meisten von ihnen kommen seit vielen Jahren, wie der etwa 35-jährige Golf-Fahrer aus Frankfurt.

Traditionelle Tanktouristen

In den Abendstunden schwillt an der Grenze die Autoschlange auf der deutschen Seite oft an. Viele der Wartenden sind Polen, der Rest meist Tanktouristen. Doch kaum jemand ist dabei, den die neuerliche Preissteigerung erst auf die Idee gebracht hat. Viele fahren wie der 64-jährige Karl-Heinz Stühmer schon seit vielen Jahren ins Nachbarland. Und warum ist die Schlange doch länger als erwartet? »Vielleicht machen die heute Dienst nach Vorschrift«, mutmaßt der 64-jährige Frankfurter.

Die meisten sind zu faul

Mitarbeiter der Frankfurter Tankstellen verneinen einhellig die Frage, ob ihnen Umsatzeinbrüche und Tanktourismus zu schaffen machen. Der 18-jährige Angestellte Björn Schulze etwa hat keinen Rückgang der Kundenströme beobachtet. Auch Beschwerden der Autofahrer über zu hohe Spritpreise haben sich nicht gehäuft. »Mal ein, zwei Kunden am Tag«, meint er, das sei nicht mehr als sonst. Bei den Kunden siegt die Bequemlichkeit über den Preisvorteil in Polen: »Keine Zeit« und »zu umständlich« sind die häufigsten Antworten.

Für die beiden Kassiererinnen einer Frankfurter Tankstelle steht fest: »Die, die sonst gekommen sind, kommen jetzt auch. Und wer nach Polen fährt, hat das auch schon früher gemacht«. Hendrik Heinze

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