Hohe Spritpreise Tanktourismus: Was legal ist und wann sich die Reise zum Billigsprit lohnt

Polenmarkt plus Billig-Tanke, diese Kombination lockt die Deutschen an.
Polenmarkt plus Billig-Tanke, diese Kombination lockt die Deutschen an.
© Jörg Carstensen/ / Picture Alliance
In Deutschland erreichen die Spritpreise ein Rekordhoch und schon stürmen die Deutschen die Tankstellen im billigeren Ausland. Vor allem Polen wird von Tanktouristen überrannt. Doch meistens lohnt sich der Ausflug an die ausländische Zapfsäule nicht.

Zuerst einmal: Tanktourismus ist ein Ärgernis, aber komplett legal. Machen es Privatpersonen, ist die Aufregung groß. Die Praxis, in den Ländern zu tanken, in denen der Sprit billig ist, ist bei Truckern und Reisebussen Usus, das wird ignoriert. Die Tanks sind teilweise extra dafür ausgelegt, nur in Billig-Sprit-Regionen zu tanken. Die größten Tankstellen der EU stehen im kleinen Luxemburg. Hier werden die Trucks zwischen den Hochpreisländern Frankreich und Deutschland billig vollgemacht.

Derzeit kann man im Vergleich zu Deutschland in mehreren Anrainerstaaten tüchtig sparen. Beim Diesel sind es bis zu 30 Cent der Liter, wenn man in Österreich, Luxemburg, Polen oder Tschechien den Tank auffüllt. Bei den anderen Ländern lohnt ein Ausflug nicht.

Ideal für Durchreisende 

Und ob überhaupt etwas übrig bleibt, ist fraglich. Derjenige, der ohnehin im Spritspar-Nachbarland unterwegs ist, kann natürlich bei der Gelegenheit volltanken. Er hat keinen zusätzlichen Aufwand. Alle anderen sollten kühl nachrechnen, auch wenn sie im Grenzgebiet wohnen.

Ein Auto nimmt leider nicht so viel Sprit auf wie ein Heizöltank. Das limitiert das Sparpotenzial. Ein größerer Mittelklassewagen besitzt eine Tankgröße von etwa 65 Liter, bei einem Kleinwagen wie dem VW Polo sind es nur 40. Angenommen, man erreicht die Tankstelle mit 5 Litern im Tank, das ist etwas mehr als Reserve, dann kann man in einem Fall 60 Liter tanken im anderen nur 35. Das ergibt eine großzügig berechnete Ersparnis von 18 beziehungsweise 10,50 Euro. Fährt man aber auch nur 15 Kilometer zur Tankstelle entstehen bei angenommenen Kosten von 30 Cent pro Kilometer Fahrtkosten von 9 Euro. Damit lohnt sich der Ausflug mit dem Kleinwagen schon mal nicht, es sei denn, man wohnt unmittelbar am Grenzzaun. Beim Mittelklassewagen bleiben immerhin 9 Euro Ersparnis – wenn man den zeitlichen Mehraufwand nicht berücksichtigt. Kommt man aus einer Gegend die 20 Kilometer und mehr von der Grenze entfernt ist, spart man gewiss nichts ein.

Die Kanister-Idee

Wirklich viel sind die 9 Euro des Mittelklassewagens nicht. Daher kommen Sparfüchse auf die Idee, Benzin oder Diesel in "Behältern" mitzunehmen. Schon aus Sicherheitsgründen muss es ein Kanister mit Reservekraftstoffkanister-Zulassung (RKK) sein, das Abfüllen und der Transport in anderen Behältnissen ist schon aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Allerdings ist die Menge beim Thema Kanister gleich zweifach begrenzt.

Zollfrei sind nur die üblichen Mengen, um eine Reserve an Bord zu haben. Man kann also nicht den Kofferraum mit einem Dutzend 20-Liter-Kanister vollstellen. Nur 20 Liter Reserve sind beim Grenzübertritt steuerfrei. Aber Achtung: Die Mitnahme von Sprit im Auto ist aus Sicherheitsgründen in fast allen Ländern limitiert. In Polen darf man 20 Liter mitnehmen, insofern passt die Zollgrenze. Aber wer mehr einpackt, hat gleich zwei Probleme. Zum einen muss er Steuern nachzahlen, zum anderen muss er eine Buße wegen der Sicherheitsbestimmungen bezahlen. Anders als bei Zigaretten gilt die Zollgrenze bei 20 Litern pro Fahrzeug und nicht pro Kopf. Tipp: Beim Betanken des Kanisters sollte man sehr vorsichtig sein und darf auf keinen Fall kleckern. Besonders Diesel dünstet sonst das ganze Fahrzeug ein.

Ist die Regelung fair? Darüber kann man streiten. Wer ein Auto mit einem 100-Liter-Tank hat, kann 120 Liter steuerfrei einführen, mit einem 30 Liter Tank sind es nur 50.

Fazit

Tanktourismus lohnt sich nicht, wenn man ausschließlich zum Tanken ins Nachbarland fährt. Anders sieht es aus, wenn man den billigen Sprit auf dem Weg mitnimmt. Oder auch, wenn man die Fahrt nach Polen mit anderen günstigen Besorgungen kombiniert und dann die Ersparnis zusammenrechnet. Echte Sparfüchse werden diese Einwände allerdings kaum aufhalten. Sie erfreuen sich an der Illusion der Ersparnis, auch wenn sie am Ende draufzahlen.

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