Die deutschen Exporte werden trotz des Euro-Höhenflugs und nachlassender Dynamik in diesem Jahr voraussichtlich erstmals die Marke von einer Billion Euro überschreiten. Der Bundesverband des Groß- und Außenhandels erwartet für 2008 ein Plus von fünf Prozent auf 1017,5 Milliarden Euro. Damit steige der Umsatz mit Waren langsamer als 2007 mit 8,5 Prozent.
Der starke Euro werde die Exporte in die USA zwar weiter belasten. So verlören die Exporteure in diesem Jahr Weltmarktanteile, prognostierte Verbands-Präsident Anton Börner. Zugleich werde aber der Einkauf von Vorprodukten billiger. Zum Jahresende erwarte der Verband eine leichte Entspannung und ein Einpendeln des Euro zwischen 1,40 und 1,50 US- Dollar. Ob Deutschland bereits in diesem Jahr von China als Exportweltmeister abgelöst werde, sei noch nicht ausgemacht und hänge von der Wechselkursentwicklung ab.
Der Euro hatte sich wieder hochgearbeitet und zuletzt die Marke von 1,55 Dollar überschritten. Am Vortag war die Gemeinschaftswährung in Reaktion auf eine erneute konzertierte Aktion internationaler Notenbanken deutlich gefallen. Allein die amerikanische Notenbank hatte angekündigt, bis zu 200 Milliarden Dollar zusätzlich zur Verfügung zu stellen.
BGA gegen Zinssenkung
Der BGA sprach sich trotz des starken Euro gegen Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) aus. Sie solle der Inflationsbekämpfung Vorrang einräumen, sagte Börner. Der Leitzins in der Euro-Zone liegt bei vier Prozent, in den USA dagegen nur bei drei Prozent. Der Zinsvorsprung gilt als wichtiger Grund für den Höhenflug des Euro, weil er Euro-Anlagen für Investoren attraktiver macht.
Die europäischen Staatsanleihen gaben am Morgen noch geringfügig nach, der Bund-Future lag zwölf Ticks im Minus bei 117,35 Zählern. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte mit 3,803 Prozent.
"Heute dürfte das Interesse der Marktteilnehmer den Auswirkungen der Fed-Ankündigung auf den Geldmarkt gelten", schrieben die Analysten der HSH Nordbank in einem Marktkommentar. Allein der Beschluss habe zwar für eine Beruhigung der zuletzt steil gestiegenen Risikoaufschläge gesorgt. Es könne aber schnell wieder Ernüchterung einsetzen. "Das zerrüttete Vertrauen der Marktteilnehmer untereinander wird nicht umgehend wiederherzustellen sein. Ebenso wenig wird dies rasche Impulse für die lahmende Konjunktur geben."