Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins für die Euro-Zone wie erwartet erneut nicht angetastet. Der Schlüsselzins für die Versorgung der Kreditwirtschaft bleibe bei vier Prozent, teilte die Notenbank nach einer Sitzung des EZB-Rates in Frankfurt mit. Ökonomen hatten mit dieser Entscheidung gerechnet.
Die EZB steckt seit Monaten in einem Dilemma. Einerseits steigt die Inflation - was eigentlich höhere Zinsen nötig machen würde. Andererseits trübt sich das konjunkturelle Umfeld wegen der Finanzkrise ausgehend von den USA immer mehr ein. Wegen des starken Teuerungsdrucks waren zuletzt immer mehr Beobachter von der früheren Annnahme abgerückt, die EZB werde bald die Zinsen senken und sich damit den Zentralbanken anschließen, die den Geldhahn weiter aufdrehen, um der schwächelnden Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Die Teuerungsrate in der Eurozone war zuvor auf einen Rekord von 3,5 Prozent im März gestiegen. Die meisten Experten rechnen nun erst zum Ende des Jahres mit einer Lockerung der Geldpolitik in den Ländern der Währungsunion. Dann dürfte die Finanzmarktkrise erste konjunkturelle Bremsspuren in Europa hinterlassen. Der Leitzins in der Euro-Zone steht seit vergangenem Juni - also bevor die Kreditkrise begann und Turbulenzen den Kapitalmärkten zu schaffen machten - bei vier Prozent. Die US-Notenbank hat dagegen ihren Leitzins wegen der Konjunkturabkühlung auf inzwischen 2,25 Prozent kräftig gesenkt.
Euro erreicht neue Rekordmarke
Der Euro hat indes einen neuen Rekord markiert. Die Gemeinschaftswährung kostete erstmals seit ihrer Einführung vor mehr als neun Jahren 1,5912 Dollar. Die Umsätze seien aber niedrig, sagte ein Händler. "Es gibt keinen konkreten Auslöser für diese Kursbewegung. Es gibt halt durchaus einige Marktteilnehmer, die die 1,60 Dollar jetzt auch sehen wollen", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Auch der Ölpreis war zuvor auf ein Rekordhoch von mehr als 112 Dollar geklettert. Der bisherige Rekordpreis von 111,80 Dollar war im vergangenen Monat erreicht worden.