Fall Nokia Verheugen stellt Subventionen infrage

EU-Industriekommissar Günter Verheugen hat angesichts der Nokia-Werksschließung staatliche Subventionen für Unternehmen infrage gestellt. Außerdem kritisierte er die Nokia-Führung scharf und sprach von Managementfehlern.

Staatliche Subventionen zur Förderung von Unternehmensansiedlungen sollten nach Ansicht des EU-Industriekommissars Günter Verheugen abgeschafft werden. Die geplante Schließung des Nokia-Werks in Bochum gebe Anlass, über die staatliche Subventionspolitik insgesamt nachzudenken, sagte der deutsche Vizepräsident der EU-Kommissions der "Welt am Sonntag". "Ich denke, es hat keinen Sinn, dass der Staat Subventionen zahlt, um Unternehmen anzulocken." Sollten sich Investitionen nur rechnen, wenn mit Steuergeldern nachgeholfen werde, dann sei das immer ein Risiko. Statt privaten Unternehmen Investitionszuschüsse zu geben, sollte das Geld in Bildung, Ausbildung und den Aufbau der Infrastruktur gesteckt werden.

Verheugen kritisierte den finnischen Handyhersteller scharf. "Hektische Standortschließungen wie in Bochum weisen auf schwerwiegende Managementfehler hin", sagte er. Das Verhalten von Nokia sei Ausfluss einer Vergötterung des Shareholder-Value. Das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft sei gefährdet, wenn, wie im Falle Nokia, unternehmerische Verantwortung gegenüber den Arbeitnehmern und dem Standort von reiner Profitmaximierung abgelöst werde.

Nokia hatte vergangene Woche überraschend angekündigt, seine Handy-Produktion in Bochum im Sommer zu schließen. Die Ankündigung hat einen Proteststurm in Deutschland ausgelöst. Das Land Nordrhein-Westfalen prüft zurzeit, ob es 41 Millionen Euro Subventionen von den Finnen zurückzuverlangen kann.

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Reuters, DPA