Finanzkrise Fonds müssen Zahlungen an Rentner stoppen

Von Richard Haimann
Die Krise bei den offenen Immobilienfonds bringt mehrere Zehntausend deutsche Rentner in finanzielle Schwierigkeiten. Nach FTD-Informationen hat die Finanzaufsicht BaFin elf große Publikumsfonds aufgefordert, die sogenannten Auszahlungspläne für meist ältere Kunden zu stoppen.

Betroffen sind vor allem frühere Selbstständige und Freiberufler, die häufig kein Geld aus der gesetzlichen Rentenkasse erhalten. Die elf Fonds von Anbietern wie Credit Suisse, UBS, Kan Am oder Degi waren im Oktober geschlossen worden, nachdem Anleger ihre Anteile panikartig abgezogen hatten. Jedoch wollten die Gesellschaften Fondssparer mit Auszahlungsplänen von der Sperrung ausnehmen - schließlich sind diese Rückflüsse langfristig vereinbart. Die BaFin moniert nun, dass dieses Privileg "mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz aller Anleger nicht vereinbar" sei, so eine Sprecherin.

Furcht vor weiteren Abflüssen

Für die durch die Finanzkrise ohnehin gebeutelte Fondsbranche ist die Anweisung der BaFin ein Schlag. "Jetzt werden ältere Anleger mit Auszahlungsplänen ihr Kapital auch aus jenen Fonds abziehen, die noch nicht eingefroren sind", sagte ein Fondsmanager. "Einige unserer Anleger sind auf die monatlichen Zahlungen angewiesen, um ihre Lebenshaltungskosten zu bestreiten", sagte ein Degi-Sprecher.

Offene Immobilienfonds sind besonders bei vorsichtigen Kleinanlegern beliebt, weil sie als weniger schwankungsanfällig gelten als beispielsweise Aktienfonds. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise hatte die allgemeine Panik jedoch auch diese eher konservative Anlageklasse erreicht: Allein im Oktober forderten die Investoren mehr als fünf Milliarden Euro zurück.

Die höchsten Abflüsse verzeichnete mit 702,2 Millionen Euro der Grundbesitz Global der Deutschen Bank. Der Fonds blieb allerdings offen, weil die Frankfurter "frühzeitig ein Liquiditätspolster aufgebaut" hätten, sagte ein Sprecher. Darüber hinaus wurde der Fonds durch einen Kredit gestützt. Ob das Geld von der Deutschen Bank selbst oder einem anderen Kreditinstitut kam, ist allerdings unklar.

34 Milliarden Euro liegen fest

Die von der BaFin-Entscheidung betroffenen Anbieter wollten sich zu ihrem weiteren Vorgehen offiziell nicht äußern. Einige Manager verwiesen darauf, dass die Fondsgesellschaften die Auszahlungen zunächst aus ihrem eigenen Vermögen tätigen könnten.

Kan Am überwies am Montag die für Anfang Dezember fälligen Auszahlungen an seine Anleger. Ob die Gesellschaft dabei auf eigenes Geld zurückgriff oder die Aufforderung der Finanzaufsicht ignorierte, blieb offen. Für den Fall, dass sich Fondsanbieter über ihre Entscheidung hinwegsetzen, will die BaFin rechtliche Schritte einleiten, um den Auszahlungsstopp durchzusetzen.

In den elf geschlossenen Fonds liegen insgesamt 34 Milliarden Euro. Rund drei Millionen Investoren kommen derzeit nicht an ihr Geld.

FTD