Finanzkrise Island kämpft gegen Staatsbankrott

Wegen der weltweiten Finanzkrise steht Island vor einem Staatsbankrott und greift zu radikalen Mitteln: Per Notgesetz hat die Regierung die totale Kontrolle über die Banken übernommen. Aber das Geld des kleinen Inselstaates ist begrenzt. Hilfe kommt angeblich aus Russland. Doch Moskau dementiert.

Islands Regierung hat am Dienstag die komplette Kontrolle über das Bankengewerbe übernommen und will damit auch einen drohenden Staatsbankrott abwenden. Vor der Verabschiedung eines Eilgesetzes in der vorausgegangenen Nacht sagte Ministerpräsident Geir Haarde vor dem Parlament in Reykjavik, Island stehe vor der "reellen Gefahr", so in die globale Finanzkrise hineingezogen zu werden, dass am Ende der Staatsbankrott stehe.

Mit den sofort in Kraft getretenen Bestimmungen des Notstandsgesetzes übernimmt die Regierung die totale Kontrolle über die Banken. Haarde kündigte als ersten Schritt den Verkauf von Auslandsaktivitäten der führenden Geldinstitute an. Die extrem aggressive internationale Expansion der drei größten isländischen Banken gilt als entscheidende Ursache für die akute Krise auf der Nordatlantikinsel mit gut 300.000 Einwohnern. Die Regierung kann nun Banken umgehend verstaatlichen, zu Fusionen zwingen, Spitzenmanager auswechseln und Grenzen für deren Entlohnung setzen.

Die Finanzaufsicht hat bereits die zweitgrößte heimische Bank, die Landsbanki, übernommen. Damit werde sichergestellt, dass in Island weiter Bankgeschäfte getätigt werden könnten, teilte die Aufsichtsbehörde mit. "Die einheimischen Sparguthaben sind in vollem Umfang gesichert", hieß es in der Mitteilung. "Landsbankis Filialen, Callcenter, Geldautomaten und das Internetbanking werden wie gewöhnlich für Geschäfte geöffnet haben."

Zudem bekam die Bank Kaupthing einen Sofortkredit über 500 Millionen Euro. In der Vorwoche hatte die Regierung bereits für 600 Millionen Euro 75 Prozent der Anteile an der drittgrößten Bank Glitnir übernommen.

Verwirrung um russischen Milliardenkredit

Die isländische Krone hat seit einer Woche gegenüber dem Euro mehr als ein Viertel ihres Wertes verloren. In den letzten zwölf Monaten ist der Kurs um mehr als 70 Prozent gesunken. Ob nationale staatliche Mittel ausreichen, um den gefährdeten Bankensektor zu stabilisieren, gilt als zweifelhaft. Das Bilanzvolumen der drei führenden Banken ist zehnmal so groß wie das jährliche Bruttoinlandsprodukt Islands.

Verwirrung gab es um angebliche Hilfe aus Russland: Moksau greife Island mit einem Kredit über vier Milliarden Euro unter die Arme, erklärte die isländische Nationalbank in Reykjavik. Das Darlehen solle über vier Jahre laufen. Das russische Finanzministerium dementierte die Mitteilung der Nationalbank jedoch. Es habe bislang noch nicht einmal eine entsprechende Anfrage Islands an Russland gegeben, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag in Moskau.

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DPA/Reuters