Elfenbein, Schlangenleder, seltene Orchideen oder Kaviar - auch im Internet blüht der Handel mit geschützten Arten. Nach Erkenntnissen des Zolls und des Bundesamts für Naturschutz in Bonn tummeln sich auf den Auktionsplattformen zunehmend Händler und Gelegenheitsverkäufer. Zwar bemühten sich die Plattform-Betreiber, den illegalen Handel zu unterbinden, aber immer wieder tauchten Angebote auf, heißt es im aktuellen Jahresbericht des Bundesamts.
Auch auf konventionellem Weg wird weiter gehandelt, obwohl bei Verstößen gegen Artenschutzbestimmungen empfindliche Geldstrafen oder sogar Gefängnis drohen. Bei Kontrollen am Frankfurter Flughafen - mit 50 Millionen Fluggästen im Jahr die mit Abstand wichtigste Außengrenze für die Zöllner - stellen die Ermittler keinen Rückgang der Verstöße fest, im Gegenteil: 290 Mal wurden sie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits fündig, und die Hauptreisezeit hatte da noch gar nicht begonnen. 2004 seien am Flughafen Frankfurt 504 Fälle der illegalen Einfuhr von geschützten Tieren und Pflanzen aufgedeckt worden, berichtet Gero Heimroth von der Zollabteilung der Oberfinanzdirektion Koblenz.
"Da geht es nur ums Geld"
Franz Böhmer vom Bundesamt für Naturschutz beschreibt drei Täter-Gruppen: Touristen bringen sich ein Souvenir von einer Reise mit und greifen meist aus Nicht-Wissen zu geschützten Arten. Sammler wollen von einer Gruppe Reptilien oder Pflanzen möglichst alles haben und schaffen gleich dutzendweise Kakteen oder Orchideen ins Land. "Das ist wie Briefmarkensammeln", sagt Böhmer. Professionelle Schmuggler schließlich führen große Mengen illegale Produkte und auch viele lebende Tiere ein, um sie zu verkaufen. "Da geht es nur ums Geld." Schwund - etwa beim Transport von Hunderten Vogelspinnen in winzigen Plastikbehältern oder Pfeilgiftfröschen in Filmdosen - werde einkalkuliert.
Von der Menge der entdeckten Fälle sind die Touristen eindeutig die wichtigste Gruppe. Nach wie vor sei die Kenntnis über Artenschutzbestimmungen sehr lückenhaft, sagen die Zoll-Experten. Ahnungslos bringen die Urlauber eingelegte Kobras, ausgestopfte Kaimane, Schildkrötenpanzer, Korallen oder andere exotische Souvenirs im Reisegepäck mit. Sie werden ihnen - falls entdeckt - abgenommen ebenso wie getrocknete oder in Acryl eingegossene Seepferdchen, deren Handel erst seit kurzem eingeschränkt ist.
Für 10 Dollar eine Kobra
Hauptherkunftsländer der Waren sind Vietnam, Thailand oder Mauritius, wo bisher wenig Wert auf Artenschutzkontrollen gelegt wird. Für 10 Dollar sei dort schon eine in Alkohol eingelegte Kobra zu haben, sagen die Experten. "Die Leute fallen aus allen Wolken, wenn wir ihnen Einfuhrschmuggel vorwerfen", sagt Andreas Urbaniak. Erschwerend komme hinzu, dass der Verkauf mancher Artikel - etwa Medikamente aus der traditionellen chinesischen Medizin - im Herkunftsland selbst legal und nur die Ausfuhr verboten sei, sagt Böhmer.
In einer Ausstellung über die internationalen Artenschutz-Vorschriften informieren Zoll und Bundesamt für Naturschutz bis zum 11. September Reisende am Frankfurter Flughafen. Auch im Internet können sich Urlauber speziell über dieses Thema schon vor Reisebeginn schlau machen.
Sabine Ränsch/DPA