In der Gründershow "Die Höhle der Löwen" gibt es immer wieder skurrile Erfindungen zu bewundern. Das Düsseldorfer Start-up Silverton fügt dem in der aktuellen Folge eine weitere hinzu. Das Gründerduo Richard Getz und Constantin Ricken stellt in der TV-Show Boxershorts vor, die den Intimbereich des Mannes vor elektromagnetischer Strahlung schützen sollen.
Dafür sind in die Unterhosen Silberfasern integriert, die eine abschirmende Wirkung gegen die Strahlen von Smartphones, Laptops und anderen elektrischen Geräten entfalten sollen. Auf der Silverton-Homepage bewerben sie ihr Produkt als Spermienschützer "für das Familienglück von morgen" und bescheinigen sich eine "laborgeprüfte Schutzwirkung von 99,9%". Dazu werden Auszüge aus allerlei wissenschaftlichen Studien präsentiert, die etwas zum Thema verminderte Spermien und Handystrahlung sagen. Sieben Boxershorts kosten übrigens 249 Euro.
Experte rät ab
Was ist von den selbsternannten Kronjuwelenrettern zu halten? Wir haben Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg um eine Einschätzung gebeten. Der Umweltberater befasst sich seit Jahren mit dem Thema Elektrosmog und sieht die Strahlenbelastung im Alltag durchaus kritisch. Von den Boxershorts mit Strahlenschutz hält er aber nicht viel: "Da wird Angst geschürt. Niemand muss seine Genitalien mit einer solchen Unterhose gegen elektromagnetische Strahlung schützen", sagt der Verbraucherschützer.
Richtig sei, dass Silber wie andere elektrisch leitfähige Metalle tatsächlich Strahlung abschirmen kann. Dennoch hält er die Boxershorts für einen Marketinggag. Dass die Unterhosen eine nennenswerte Schutzwirkung entfalten, bezweifelt er selbst für den Fall, dass man sein Handy den ganzen Tag in der Hosentasche trägt. "Die meiste Strahlung tritt ohnehin beim Telefonieren auf und da hat man das Handy am Ohr und nicht frontal im Genitalbereich." Die Strahlung beim Telefonieren am Kopf hält er für bedenklicher als das Handy in der Hosentasche.
Hinzu kommt, dass unklar bleibe, welche Materialien genau in den Silverton-Boxershorts steckten und ob diese nicht auch andere, unerwünschte Nebenwirkungen haben könnten, sagt Jorde. Wer die Strahlenbelastung im Alltag wirklich verringern wolle, dem empfiehlt der Experte, technologisch lieber ab- statt aufzurüsten. Bedeutet: Unnötige Strahlungsquellen im Haushalt ausschalten und nur solche smarten Geräte nutzen, die einen echten Nutzen haben. Zu den vermeintlichen Wunderunterhosen lautet das Urteil des Verbraucherschützers: "Ich würde das in die Gruppe 'Produkte, die die Welt nicht braucht' einordnen."