Die Frau, die für HP im Marketing tätig war, hatte Hurd zuvor sexuelle Belästigung vorgeworfen. Diesen Vorwurf bestätigten die Ermittlungen zwar nicht, aber die Unregelmäßigkeiten kamen ans Tageslicht. Hurd teilte mit, während der Untersuchung habe er "realisiert, dass es Fälle gegeben habe, in denen ich nicht nach den Standards von Vertrauen, Respekt und Anstand gelebt habe".
Mark Hurd hat Hewlett-Packard wie nur wenige seiner Vorgänger verändert. Er baute den einst reinen Computer- und Druckerhersteller mit mehreren milliardenschweren Einkäufen zu einem breit aufgestellten IT-Konzern um. Zu Fall brachte ihn schließlich die Affäre mit einer Mitarbeiterin. Seine Fähigkeiten aber zog niemand in der Führungsetage in Zweifel.
"Marks Abgang steht in keinem Zusammenhang mit der operativen oder finanziellen Leistung von HP", stellte Chefjustiziar Michael Holston am Freitag unmissverständlich klar. Hurd hatte die Abhängigkeit vom margenschwachen Hardwaregeschäft massiv reduziert und das hochprofitable Servicegeschäft ausgebaut. Das brachte den Konzern einigermaßen schadlos durch die Wirtschaftskrise.
Hurd übernahm 2005 die Führung bei HP. Davor hatte sich der 51-Jährige ein Vierteljahrhundert beim Automatenhersteller NCR bis zum Chef hochgearbeitet und das verlustreiche Unternehmen saniert. Bei HP machte er weiter. Der Computerhersteller hatte sich an der Übernahme des Rivalen Compaq verschluckt. Eine von Hurds ersten Amtshandlungen war es, Tausende Stellen zu streichen.
Hurd brachte HP nach kurzer Zeit wieder in die Spur. Mit den satten Gewinnen kaufte er nacheinander den Softwarehersteller Mercury Interactive, den IT-Dienstleister EDS, den Netzwerk-Spezialisten 3Com und den Kleincomputer-Pionier Palm. Im laufenden Geschäftsjahr, das mit dem Oktober endet, soll der Umsatz bei gut 125 Milliarden Dollar herauskommen. Bevor Hurd startete, waren es nicht einmal 80 Milliarden Dollar.
Für eine Übergangsphase übernimmt laut HP Finanzvorstand Cathie Lesjak die Rolle der Unternehmenschefin. Der Aufsichtsrat werde nach einem neuen dauerhaften Vorstandsvorsitzenden Ausschau halten. HP versüßt Hurd den Abgang mit einer Abfindung von 12,2 Millionen Dollar (9,3 Millionen Euro).