Die explodierenden Energiepreise haben der deutschen Wirtschaft im Juni einen überraschend deutlichen Stimmungsdämpfer versetzt. Der Geschäftsklimaindex ging im Juni von 103,5 Punkten im Vormonat auf 101,3 Punkte zurück, wie das ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Montag in München mitteilte.
Die Unternehmen beurteilten ihre derzeitige Situation schlechter und schätzten auch ihre Zukunftserwartungen eindeutig skeptischer ein. Experten hatten im Schnitt nur mit einem Rückgang des Konjunkturbarometers auf 102,5 Punkte gerechnet. "Die stark gestiegenen Ölpreise belasten offensichtlich zunehmend die deutsche Wirtschaft", erklärte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Ifo-Ökonom Gernot Nerb ergänzte: "Man sieht, dass sich die Konjunktur doch abschwächt."
Derzeit sei dieser Trend zwar noch nicht dramatisch. Es bleibe aber abzuwarten, wie sich die US- und die Weltkonjunktur in den kommenden Monaten entwickeln. Dann werde sich zeigen, ob es sich nur um einen Dämpfer oder um eine stärkere Abschwungtendenz handele, sagte Nerb der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Schlechte Aussichten für neue Jobs
Für den ifo-Index werden monatlich rund 7000 Unternehmen verschiedener Branchen nach ihrer derzeitigen Situation und ihren Zukunftsperspektiven für die kommenden sechs Monate befragt. Der Index für die derzeitige Geschäftslage gab demnach im Juni von 110,1 Punkten auf 108,3 Punkte nach, der Erwartungsindex verschlechterte sich von 97,2 auf 94,7 Punkte.
Vor allem in der Industrie kühlte sich das Klima deutlich ab. Der Arbeitsplatzaufbau in der Branche dürfte daher an Kraft verlieren, sagte Nerb. "Die Beschäftigungspläne wurden deutlich gedämpft." Vom Auslandsgeschäft erwarten sich die Industrie-Unternehmen in den kommenden Monaten geringere Impulse. Trotz des starken Euro sei aber kein Export-Einbruch zu erwarten. Allerdings zeichne sich eine zunehmende Abschwächung der Inlandsnachfrage ab, sagte der Konjunkturexperte.
Auch im Einzel- und im Großhandel trübte sich im Juni die Stimmung ein. Die Einzelhändler zeigten sich zwar etwas zufriedener mit ihrer derzeitigen Situation, blicken aber merklich skeptischer in das kommende halbe Jahr. "Man befürchtet offenbar, dass durch die hohen Energiepreise Kaufkraft abgezogen wird", sagte Nerb.
In der Bauwirtschaft hellte sich die Stimmung dagegen dank erneut günstigerer Urteile zur derzeitigen Geschäftslage etwas auf. Die Aussichten für die kommenden Monate schätzten die Bauunternehmen unverändert verhalten optimistisch ein. Im Mai hatte sich der ifo-Index, der als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft gilt, entgegen der Erwartungen etwas verbessert.