Produktpiraterie stand im Mittelpunkt des Branchenforums des Verbands der Unterhaltungssoftware Deutschland in Leipzig. »Nahezu 250 Millionen verkaufte beschreibbare CDRs und CD-RWs in den letzten zwölf Monaten, von denen 34 Millionen für die Erstellung von Kopien von Computer- und Videospielen verwendet wurden, sprechen eine deutliche Sprache«, sagte VUD-Geschäftsführer Ronald Schäfer am Donnerstag. Mehr Freude hatte der Verband an legal verkaufter Software, dort wurde eine ungebrochene Nachfrage registriert. Denn das Kopieren von Medieninhalten hat im digitalen Zeitalter eine Dimension erreicht, die mit den Erscheinungen bei analogen oder gedruckten Medien nicht mehr vergleichbar ist.
Digitale Kopien sind ein Renner
»Wir gehen davon aus, dass durch illegale Kopien und deren Verkauf eine Kaufkraftabschöpfung in einer Größenordnung von 500 bis 600 Millionen Mark jährlich erfolgt, was ungefähr 25 Prozent des Marktes entspricht«, beschrieb Schäfer die Dimensionen der Produktpiraterie. Besondere Sorgen bereitet den Softwareherstellern die technische Entwicklung. »Durch digitale Kopien gibt es keine Qualitätseinbußen mehr«, sagte Joachim Tielke von der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU). Rund 1.200 Strafverfahren gegen Raubkopierer erwarte die GVU allein in diesem Jahr.
Strenger Schutz der Urheberrechte
In der Regel wird mit den Raubkopient gegen das Urheberrecht verstoßen. Deshalb müssen laut Schäfer die bestehenden Urheberrechtsgesetze dringend hinsichtlich ihrer Anwendung auf die neuen Medien überprüft und geändert werden. »Gleichfalls ist die Industrie gefordert entsprechende Schutzmechanismen zu entwickeln, um das illegale Kopieren weitgehend auszuschließen«, sagte der VUD-Geschäftsführer.
Weit verbreitetes Problem
Jüngstes Beispiel: In Malaysia erfreut sich die Software-Innovation aus dem Hause Microsoft »Windows XP« so großer Beliebtheit, dass sie innerhalb von nur einem Monat zurm meistkopierten Bestseller wurde. Obwohl die Software offiziell erst in einem Monat in den Handel kommt, kann man die illegalen Kopien schon jetzt in den Läden für sensationelle sechs Mark erstehen.
Auch legal gekaufte Software legt zu
Aber nicht nur der Schwarzmarkt boomt, die legal gekaufte Software erfreut sich ungebrochener Nachfrage. Im ersten Halbjahr legte der Umsatz um 0,6 Prozent auf rund 35 Millionen Stück zu, im Wert sank der Umsatz jedoch um 5,2 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Mark. Der Verband führt dies auf geringere Preise zurück.»In den neuen Bundesländern verlief die Entwicklung mit einem Gesamtwertzuwachs von 2,1 Prozent allerdings wesentlich besser als im übrigen Bundesgebiet«, erläuterte Schäfer.
Zweitgrößter Markt für Spielsoftware
Der Geschäftsführer der Leipziger Messe, Josef Rahmen, unterstrich, dass Deutschland nach den USA der zweitgrößte Markt für Spielesoftware ist. Grund genug für die Leipziger, im kommenden Jahr erstmals »GC - Games Convention« zu starten. Als erste und einzige Messe in Deutschland sie das Thema 'Interaktives Spielen' im Mittelpunkt. Europaweit gibt es dann mit der Londoner ECTS nur noch eine weitere Veranstaltung in diesem Bereich.