Im ersten Quartal stieg der Immobilienwert bei Zwangsversteigerungen bundesweit auf 7,7 Milliarden DM (3,93 Mrd Euro) nach 6,6 Milliarden DM im Vorjahr. »Im Gesamtjahr werden wir uns deutlich 30 Milliarden DM nähern«, sagte Winfried Aufterbeck vom Ratinger Wirtschaftsverlag Argetra gegenüber der dpa. Als Begründung dafür führte er die wirtschaftliche Schwäche vor drei bis vier Jahren an, die sich zeitversetzt in den Zwangsversteigerungen widerspiegelt.
Fast Spitzenwert von 1993 erreicht
Im Jahr 2000 waren bei 57.600 Terminen so viel Immobilien wie noch nie zuvor versteigert worden, ihr Verkehrswert belief sich auf den Spitzenwert von 25,4 Milliarden DM. Die Argetra GmbH erfasst bundesweit die Zwangsversteigerungstermine. Deren Zahl schnellte im 1. Quartal 2001 um 32,8 Prozent auf fast 20.000 empor. »Mit diesen Zahlen ist ein Spitzenwert erreicht, der fast an den Wert des ganzen Jahres 1993 heranreicht«, berichtete Aufterbeck.
Osten liegt nur knapp vorne
Zwar sind die Zuwächse in den ostdeutschen Bundesländern bei den Zwangsversteigerungen wieder einmal am stärksten, aber auch der Westteil der Republik holt ganz schön auf. So legten im 1. Quartal auch Nordrhein-Westfalen (plus 39 Prozent), Baden-Württemberg (32,6) und Bayern (21,3) deutlich zu. In Schleswig- Holstein und Hamburg gab es gar einen Zuwachs von 46 Prozent. Unter den ostdeutschen Ländern ragten im 1. Quartal Sachsen und Thüringen heraus, wo ein Zuwachs von fast 60 Prozent (3.100 Termine) verzeichnet wurde. Die Gründe für die unfreiwilligen Abgabe der Immobilien, die zu drei Viertel aus privater Hand kommen, liegen laut Aufterbeck immer noch in private Krisen wie Kündigungen des Arbeitsplatzes, Scheidungen oder Erbstreitigkeiten.
Oft günstige Schnäppchen
Die Situation hat sich im Osten nach Darstellung von Aufterbeck kaum verändert: Steuer-Sparmodelle ließen ungenutzte Büro- und Gewerbeburgen entstehen. Und der Traum vom eigenen Haus scheiterte zuweilen an der zu eng gestrickten Finanzierung. Des einen Leid ist aber auch des anderen Freud: Seit einem Jahr verzeichnet Aufterbeck bei ostdeutschen Bürgern ein wachsendes Interesse an von Gerichten versteigerten Immobilien. Gefragt sind insbesondere Ferienimmobilien in Mecklenburg- Vorpommern, das mit seinen Ostseestränden beliebtes Urlaubsziel ist.