Zwangsversteigerung Oligarch enteignet: Ehemaliger Google-CEO schnappt sich Luxus-Jacht "Alfa Nero" zum Spottpreis

Jacht "Alfa Nero"
Die "Alfa Nero" (IMO 1009376) ist verkauft. Seit mehr als einem Jahr lag sie in der Bucht von Falmouth Harbour an der äußersten Südküste der Insel Antigua in Antigua und Barbuda – jetzt soll sie "schnellstmöglich" ablegen.
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Mehr als ein Jahr lag die "Alfa Nero" in den Gewässern von Antigua und Barbuda. Obwohl der ursprüngliche Besitzer Andrej Gurjew sich vor Gericht wehrte, verkaufte das Land die Jacht nun an einen prominenten Tech-Giganten.

So schön die "Alfa Nero" auch ist – durch die lange Liegezeit wurde das Schiff, welches seit mehr als einem Jahr faktisch "verlassen" in der Bucht rumdümpelt, von den Behörden in Antigua und Barbuda zur "Gefahr für die Schifffahrt und den Hafen" erklärt. Bereits im März 2023 begannen daher die Vorbereitungen für einen Verkauf (Oligarch lässt 120-Millionen-Jacht im Stich). 

Ehemaliger Google-Chef kauft "Alfa Nero"

Nun meldet der "Antigua Observer", dass der Spuck ein Ende hat. Demnach erhielt man für die "Alfa Nero" drei Gebote, das höchste stammt demnach von Ex-Google-CEO Eric Schmidt. Laut Bericht zahlt er für die "Alfa Nero" 67,6 Millionen US-Dollar und besitzt damit neben der "Legend" nun ein weiteres großes Schiff. Kurz vor dem Verkauf wurde eine letzte einstweilige Verfügung des ehemaligen Eigners durch das zuständige Gericht abgelehnt.

Tatsächlich ist das für beide Seiten ein guter Preis. Der Wert der Jacht wurde von den Behörden auf 115 Millionen US-Dollar geschätzt und das Mindestgebot auf 60 Millionen festgelegt. Schmidt liegt mit seinem Kaufpreis nur knapp darüber, kann sich also durchaus über ein "Schnäppchen" freuen, dass es so auf dem freien Markt eher nicht gegeben hätte. Für das Land ist die Zahlung der Summe eine große Erleichterung, denn die "Alfa Nero" häufte in den vergangenen Monaten große Schulden an.

Laut "Luxurylaunches" setzt sich die Rechnung aus insgesamt 1,5 Millionen US-Dollar für zwingend notwendige Wartungsarbeiten und weitere 2,1 Millionen US-Dollar für ausstehende Löhne zusammen. Denn auch wenn sich die "Alfa Nero" lange nicht bewegt hat, befanden sich bis zuletzt restliche Mitglieder der Crew an Bord, 25 von ihnen sollen Klagen einreicht haben.

Der Hafenmanager von Antigua und Barbuda, Darwin Telemaque, erklärte, dass der Kaufpreis "alle Verbindlichkeiten" abdecke und die Schulden damit vollständig abgegolten seien. 

Riesiger Gewinn für das kleine Land

Dem "Antigua Observer" sagte er: "Hätten wir andere Möglichkeiten gehabt, um diese Gefahr zu beseitigen, hätten wir sie wahrscheinlich auch genutzt. Dies war der einzige Mechanismus, den wir einsetzen konnten, um dies zu erreichen, und nun, da das Schiff sich bewegt, ist das Risiko gebannt."

Ganz auf die "Alfa Nero" möchte er aber nicht verzichten: "Wir möchten, dass die 'Alfa Nero' zurückkommt und so oft wie nötig hier ist, aber wir möchten auch, dass es mit einer vollständigen Besatzung hier ist, voll einsatzfähig, und dass es die örtliche Gemeinschaft einbezieht. Und nicht mehr in dem Zustand, in dem es war, als sich niemand darum kümmern konnte."

Die übrigen Einnahmen aus dem Verkauf gehen zunächst an das Land. Für Antigua und Barbuda ist das eine durchaus beträchtliche Summe. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt nominal rund 1,4 Milliarden US-Dollar. Damit spült der Verkauf der "Alfa Nero" rund vier Prozent der wirtschaftlichen Jahresleistung in die Kassen. Gurjew geht indes offenbar leer aus.

Eine Jacht bleibt Andrej Gurjew noch

Andrej Gurjew ist der ehemalige Leiter von Phosagro, einem der vier weltweit größten Hersteller von Düngemitteln auf Phosphatbasis. Heute ist sein Sohn dort Chef. Sein Geld soll der Oligarch laut "New Yorker" nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion durch günstige Preise beim Ankauf staatlichen Eigentums gemacht haben, darunter Minen. 

Offen bleibt indes, was mit seinem zweiten Schiff passiert. Kurz vor Ausbruch des Krieges soll er die 108-Meter-Jacht "Luminosity" (IMO 9754032) gekauft haben. Das Schiff soll einen Wert von 275 Millionen US-Dollar haben und fuhr exakt ein einziges Mal – nämlich von Livorno, Italien nach Tivat, Montenegro. Dort kam sie am 10. März 2022 an und wurde seitdem nicht bewegt.

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