Insolvenzgefahr "Goleo" stürzt Hersteller in die Krise

"Goleo" ist zu unbeliebt: Die schlechten Absatzzahlen des WM-Maskottchens treiben den Hersteller Nici an den Rand der Insolvenz. Nici-Manager machen die schlechte Vermarktung für ihre Misere mitverantwortlich.

Schon bei der Vorstellung vor eineinhalb Jahren sorgte das WM-Maskottchen für Hohn und Spott: "Wetten, dass..?"-Showmaster Thomas Gottschalk fragte öffentlich, ob die Großmutter des struppigen WM-Löwen "Goleo" nicht ein Lama gewesen sei. Andere sprachen vom "langen Elend" und "Zottelvieh". Auch später machte die Diskussion über "Goleos" fehlende Hose den WM-Löwen eher zur Lachnummer als zum begehrenswerten Souvenir. Jetzt brachte die geringe Beliebtheit des Maskottchens den bayerischen Plüschtier- Hersteller Nici an den Rand eines Insolvenzantrags.

"Goleo" ist kein Erfolg

Auch wenn sich Nici-Manager über Einzelheiten bedeckt hielten, so ließen sie doch durchblicken, dass Probleme mit der "Goleo"-Vermarktung wesentlich für die aktuellen finanziellen Probleme verantwortlich sind. "Lizenz-Themen spielen dabei eine große Rolle", deutete Marketingleiter Uwe Klimach zunächst an, um dann doch konkret zu werden: "Unsere Schwierigkeiten liegen auch daran, dass "Goleo" nicht zum Erfolg wurde". Branchenbeobachter vermuten, dass den hohen Produktionszahlen vergleichsweise geringe Absatzmengen gegenüberstehen - und bei Nici nun zu einem Liquiditätsengpass führten.

Dabei hatte Nici mit der von EM.TV erworbenen "Goleo"-Plüschtier- Lizenz große Hoffnungen verbunden. Das von der Jim Henson Company, den Vätern der "Muppets" und der "Sesamstraße", entworfene Zotteltier sollte in Millionenauflage auf den Markt kommen und getragen von der WM-Euphorie im Gastgeberland für Umsatzsprünge sorgen. Doch belächelt in den Medien ("Der Spiegel": "Goleo verdient Strafpunkte für Dummheit") schaffte es das Maskottchen nur schwer in die Herzen der Fußball-Gemeinde.

Chaos in der Führungsetage

Die wirtschaftlichen Turbulenzen haben den WM-Maskottchen-Hersteller Nici in eine Führungskrise gestürzt. Dabei sorgten widersprüchliche Angaben über das Schicksal des bisherigen Nici-Vorstandsvorsitzenden Ottmar Pfaff für Verwirrung. Während ein Mitglied des Managements noch am Montag eine angebliche Abberufung Pfaffs dementiert hatte, erklärte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Albert Preis, am Dienstag, Pfaff sei schon vor Tagen seines Amtes enthoben worden. Der Aufsichtsrat habe den bisherigen Vorstand für Betrieb und Personal, Helmut Meinhardt, zum Vorstands- Chef ernannt.

Unterdessen ist das Unternehmen, auch ins Visier der Justiz geraten. Der Staatsanwaltschaft Hof liege eine Anzeige wegen des Verdachts der Bilanzfälschung vor, teilte ein Sprecher der Behörde am Dienstag mit. Die Anzeige stamme von einem Anwalt. Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit die strafrechtliche Relevanz der Vorwürfe.

Bis zum Dienstagnachmittag hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben aber noch keinen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht eingereicht. Ein Nici-Manager hatte erklärt, das Unternehmen wolle mit der geplanten Insolvenz schnell und flexibel auf die schwierige Situation reagieren "und dem Tagesgeschäft wieder nachgehen zu können".

Seit 1999 ist Nici eine AG

Entstanden ist die Firma Nici aus kleinsten Anfängen in den 70er Jahren. Vorstandsvorsitzender Ottmar Pfaff, um dessen Zukunft als Unternehmenschef am Montag noch ein firmeninterner Machtkampf tobte, hatte das Unternehmen 1986 gemeinsam mit seiner Frau Marina gegründet. Zuvor hatte die Familie bereits mehrere Jahre lang in Heimarbeit Plüschtiere hergestellt. Seit 1999 ist Nici eine Aktiengesellschaft.

Neben "Goleo" und anderen Plüschtier-Charakteren aus TV- Kindersendungen vertreibt das oberfränkische Unternehmen modische Geschenkartikel, wie es in einer Firmen-Selbstdarstellung heißt. Mit seinem Firmensitz im oberfränkischen Altenkunstadt galt Nici bislang als eines der wachstumsstärksten Unternehmen in Bayern. In der Firmenzentrale sitzen ausschließlich Vertriebs- und Marketingmanager, Produktdesigner und Entwickler. Hergestellt werden die Produkte - wie in der Spielwarenbranche üblich - hingegen in Hongkong.

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Klaus Tscharnke/DPA