IWF warnt Finanzkrise kostet fast eine Billion Dollar

Die weltweite Krise auf den Finanzmärkten nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Der IWF befürchtet inzwischen Verluste von bis zu einer Billion Dollar und spricht von einem "kollektiven Versagen" von Banken, Anleiheversicherern und Hedge-Fonds.

Allein in Verbindung mit ausfallgefährdeten US-Wohnungsfinanzierungen und fallenden Preisen für solche Immobilien könnten Verluste von rund 565 Milliarden Dollar (359 Milliarden Euro) auflaufen, heißt es in dem in Washington vorgestellten Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Stabilität des Welt-Finanzsystems. Ausfälle am Markt für Geschäftsimmobilien und bei Krediten für Konsumenten hinzugerechnet, könnte die Summe auf 945 Milliarden Dollar steigen. Obwohl die Notenbanken in den vergangenen Monaten mehrfach Geld in den Markt gepumpt hätten, stünde der Finanzsektor weiter unter Druck.

Die IWF-Zahlen gehen weit über das hinaus, was an tatsächlichen Verlusten und entsprechenden Prognosen bekannt ist. Bislang haben Banken und Investmenthäuser nach Angaben der Finanznachrichtenagentur Bloomberg lediglich Krediteinbußen und Abschreibungen in Höhe von 232 Milliarden Dollar veröffentlicht. Ökonomen hatten im Februar vorausgesagt, dass sich der Schaden für Finanzinstitutionen auf 600 Milliarden Dollar summieren könnte, der IWF Mitte März von bis zu 800 Milliarden Doller gesprochen.

"Kollektives Versagen" von Banken und Hedge-Fonds

Der IWF fand in Washington harsche Worte und sprach von einem "kollektiven Versagen" einer ganzen Reihe von Finanzinstitutionen wie Banken, Anleiheversicherern oder Hedge-Fonds, das Ausmaß der Risiken richtig zu bewerten. "Die gegenwärtigen Turbulenzen sind mehr als nur ein Liquiditätsproblem. Sie legen tiefliegende Schwächen in den Bilanzen und dünne Kapitaldecken offen", analysieren die IWF-Experten. Sie warnen in dem Bericht vor dem Risiko "einer ernsthaften Finanzierungs- und Vertrauenskrise, die droht, sich über eine erhebliche Periode hinweg fortzusetzen".

Die IWF-Experten riefen Finanzinstitutionen zu größerer Transparenz und dazu auf, Abschreibungen sobald wie möglich vorzunehmen, um ihre Bilanzen in Ordnung zu bringen. Zugleich befürwortet der IWF eine verbesserte Aufsicht durch die Behörden. Zentralbanken müssten "eingehender darüber nachdenken, inwieweit sie möglicherweise den Mangel an Kreditdisziplin mit befördert haben" und wie sie ihre Instrumente verbessern, Liquiditätsengpässen zu begegnen.

Der Währungsfonds sieht zudem mit wachsender Sorge die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft. "Dünnere Kapitalpuffer und Unsicherheit über das Ausmaß und die Verteilung der Bankenverluste (...) belasten die private Kreditaufnahme, Geschäftsinvestitionen und Vermögenswerte wahrscheinlich schwer", heißt es in dem Bericht weiter. Das wirke sich dann wiederum auf den Arbeitsmarkt, Wirtschaftswachstum und Unternehmensbilanzen aus.

AP · DPA · Reuters
DPA/Reuters/AP