Kaffee Coffee-Shop für zu Hause

Umdenken an deutschen Kaffeetafeln: Omas Filterkaffee ist out, dafür erleben Espressomaschinen einen neuen Boom: Kaffee ist wieder moderner geworden.

Espresso, Cappuccino, Caffelatte oder Latte Macchiato - Immer mehr Deutsche wollen die leckeren Kaffeespezialitäten jetzt auch zu Hause genießen. Für diesen Trend bereiteten die Coffee-Shops in Deutschland den Boden: Mit qualitativ hochwertigem Kaffee in allen Variationen locken spezielle Cafés die Kundschaft in Scharen an und brachte vor allem junge Leute auf den Geschmack. "Kaffee ist moderner geworden", betont denn auch Winfried Tigges, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes.

Absatz eigentlich rückläufig

Dabei sind die Absatzzahlen für Röstkaffee eher rückläufig. Im ersten Halbjahr 2002 wurde rund ein Prozent weniger verbraucht als im Vorjahreszeitraum. Wegen der am Boden liegenden Kaffeepreise sind die Umsatzeinbrüche sogar noch dramatischer.

Espressogeräte holen auf

Trotzdem lässt sich der Kaffeetrend nicht verleugnen. So blitzen plötzlich verchromte Espressomaschinen in bundesdeutschen Küchen, wo früher hauptsächlich die Kaffeemaschine zu finden war. Im Jahr 2001 wurden nach Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung fast genauso viele Espressogeräte wie gewöhnliche Filter-Kaffeemaschinen verkauft.

morgenstern

Es geht ums Geld – der Finanz-Newsletter

Ob Bausparvertrag oder Bitcoin – machen Sie mehr aus IhremGeld: Der stern weist Ihnen in diesem Newsletter den Weg durch den Finanz-Dschungel, kompakt und leicht verständlich. Immer freitags in Ihrem Postfach.  Hier geht es zur Registrierung.

Bestimmte Sorten legen zu

Und weil dazu die gute alte "Auslese" nicht so recht passt, kann sich auch der passende Kaffee über exzellente Wachstumsraten freuen. 8.000 Tonnen vorwiegend italienischen Espresso-Röstkaffees wurden nach Angaben des Kaffeeverbandes im Jahr 2000 in Deutschland abgesetzt, ein Jahr später waren es schon 600 Tonnen mehr.

Urlaubsinspirationen

Lutz Quasdorf, Gesellschafter des italienischen Espresso-Herstellers Cellini, berichtet für das laufende Jahr von 45-prozentigen Wachstumsraten seiner Marke im deutschen Einzelhandel. Sein persönliche Erklärung für den Boom: "Ich glaube, dass alles, was mit Italien zusammenhängt, im Moment sehr gut läuft." Die Deutschen hätten beim Urlaub unter südlicher Sonne eben gemerkt, dass der Kaffee dort anders - und häufig besser - schmecke als zu Hause.

Weniger Koffein

Espresso wird anders als Filterkaffee unter hohem Druck gewonnen. Dadurch ergibt sich in der Tasse ein cremiges, dickflüssiges Getränk mit viel Geschmack und vollem Kaffeearoma. Nicht zu vergessen ist die so genannte Crema, das hellbraune Schaumhäubchen. Außerdem enthält Espresso durch das spezielles Herstellungsverfahren viel weniger Koffein und Bitterstoffe und ist damit schonender.

Lösliche Produkte boomten weiter

Auch die weniger exklusive Cappuccino-Variante hat weiter Wachstumsraten, von denen die deutschen Röstkaffee-Hersteller nur träumen können. Allein im ersten Halbjahr 2002 ist der Absatz von löslichen Kaffeegetränken um 22 Prozent auf 18.300 Tonnen gestiegen - im Vergleich zu den 186.000 Tonnen Röstkaffee natürlich immer noch sehr wenig. "Vor allem bei jungen Leuten sind diese Kaffeespezialitäten beliebt", ist Tigges überzeugt. Die ursprüngliche Vorstellung von Kaffee und Sahnetorte sei dagegen out, ist man beim Kaffeeverband überzeugt.

Absatzeinbrüche bei Tee

Einen Verlierer dieses Booms gibt es offenbar auch schon: Wer sich in geselliger Runde gern einen Latte Macchiato mit selbst aufgeschäumter Milch macht, kann auf Tee anscheinend weitgehend verzichten. Die Zahlen für den einst so hochgejubelten grünen und auch für den schwarzen Tee sprechen jedenfalls für sich: Laut Nielsen-Marktforschung gibt es beim Grüntee Absatzeinbrüche um knapp zwölf Prozent, Schwarztee geht beim Verbrauch immerhin um 3,7 Prozent zurück.