Die HypoVereinsbank (HVB) verschafft der hoch verschuldeten Kirch-Gruppe offenbar eine Atempause. Mehrere Zeitungen berichteten am Dienstag übereinstimmend, dass das zweitgrößte deutsche Institut ein Angebot zur Übernahme des Springeranteils der Kirch-Gruppe gemacht hat. Dabei war von einem Verkaufspreis von einer bis 1,4 Milliarden Euro für den 40 Prozent-Anteil die Rede. Die KirchGruppe kommentierte das Angebot am Dienstag nicht. »Wir äußern uns erst, wenn eine Entscheidung gefallen ist«, sagte ein Sprecher der KirchGruppe in München. Auch die HVB wollte keine Stellungnahme abgeben.
Willkommene Chance
Neben der HypoVereinsbank haben noch weitere Interessenten, darunter angeblich auch andere Kreditinstitute, Angebote für den Anteil am Springer-Verlag abgegeben. Besonders für andere Medienkonzerne würde der 'Happen' eine willkommene Expansionsmöglichkeit im deutschen Zeitungsmarkt darstellen.
Springer sieht offenbar Finanzinvestor positiv
Der Axel Springer Verlag steht dem Einstieg eines Finanzinvestors positiv gegenüber, hieß es in Hamburger Branchenkreisen. Springer könnte sich durchaus auch damit anfreunden, wenn das 40-prozentige Kirch-Paket aufgesplittet wird und an mehrere Banken geht. Im Gegensatz dazu stößt ein Engagement eines Verlagshauses wie der interessierten WAZ-Gruppe wegen ihres vermutlich strategischen Interesses nicht auf Gegenliebe, wurde in Springer-nahen Kreisen bekräftigt.
Springner als 'Anteilsmacher'?
Das Verlagshaus muss einem Verkauf des Anteils eigentlich zustimmen, auch wenn Finanzinvestoren als mögliche Käufer das Paket weiter verkaufen wollen. Die Kirch-Gruppe hat ihren Springer-Anteil in der PrintBeteiligungs GmbH gebündelt. Ob Springer auch einem Verkauf dieser Holding-Gesellschaft zustimmen muss, wird gerade geprüft, hieß es in Münchener Branchenkreisen.
Noch kein unterschriebener Vertrag
In gut informierten Kreisen wird von einer 'zeitnahen Lösung' geredet, es gibt aber offenbar noch keinen unterschriebenen Vertrag. Diese Branchenkreisen meinen auch, dass sich die KirchGruppe in den nächsten fünf bis 10 Tagen entscheiden muss, ob sie das Angebot annimmt. Derzeit sollen mehrere Interessenten in Verhandlungen mit der Kirch-Gruppe stehen, eine konkreter Partner ist dabei eben die HVB. Kirch steht mit fast sechs Milliarden Euro bei verschiedenen Banken in der Kreide, darunter auch bei der HVB. Es könnte also gut sein, dass sich Kirch nach einem Interessenten umsieht, der ihm noch mehr für seinen Springer-Anteil bietet.
Kein Forderungsverzicht
Nach Angaben aus Finanzkreisen will die HVB aber nicht auf Forderungen gegenüber dem Medienunternehmen als Teil ihrer Rettungsaktion verzichten. HVB-Chef Albrecht Schmidt wollte Kirch als langjährigem Kunden in einer schwierigen Lage helfen, hieß es in den Finanzkreisen. Gleichzeitig könnte das Münchener Kreditinstitut an dieser Transaktion verdienen. »Die HypoVereinsbank will den Springer-Anteil natürlich Gewinn bringend verkaufen. Das ist Grundsatz jedes Bankgeschäfts«, hieß es. Dabei ist die Bank aber nicht unter Zeitdruck. Für das Investment gibt es viele Interessenten. Einem Verkauf des Anteils muss der Springer-Verlag allerdings zustimmen.
Ein Berg an Forderungen
Der Springer-Verlag hatte die Krise bei Kirch im Januar ausgelöst, nachdem er seine Anteile an Kirchs Sendergruppe ProSiebenSat.1 zurückgegeben und dafür 767 Millionen Euro gefordert hatte. Kirch muss im April zudem 460 Millionen Euro an die Dresdner Bank zurückzahlen. Ende Juni wird ferner ein Kredit der Bayerischen Landesbank fällig. Im Oktober will Rupert Murdoch aus Kirchs defizitärem Abo-Fernsehen Premiere aussteigen und seine Einlage über 1,8 Milliarden Euro zurück.
Deutsche Bank hat andere Pläne
Die Deutsche Bank, die ebenfalls zu den Gläubigerbanken der KirchGruppe gehört, favorisiert einem Zeitungsbericht zufolge einen noch weit reichenderen Umbau des Medienkonzerns. Die KirchGruppe soll sich nach den Vorstellungen der Deutschen Bank auf ihr Kerngeschäft Filmrechtehandel und Fernsehen beschränken, berichtete das »Wall Street Journal Europe« (Dienstagausgabe) unter Berufung auf Branchenkreise.