Konjunktur Wirtschaftsforscher: Deutschland steht vor einer Rezession

Nach Einschätzung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) stehen wir am Rande einer Rezession, weil das Bruttoinlandsprodukt zum dritten Mal in Folge nur langsam wachsen wird.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr um 0,6 Prozent steigen und damit im dritten Jahr in Folge nur sehr verhalten wachsen, teilte das Institut am Donnerstag in Essen mit. Für das kommende Jahr rechnen die Wirtschaftsforscher des RWI wegen der Steuerreform und einer günstigeren Weltwirtschaft mit einem Anstieg des BIP um 2,0 Prozent. Das BIP ist die Summe aller in Deutschland produzierten Waren und Dienstleistungen.

Steigende Arbeitslosenquote

Die Arbeitslosenquote werde sich weiter verschlechtern und im Jahresdurchschnitt bei 10,1 Prozent (2002: 9,5 Prozent) liegen. Für das kommende Jahr erwarten die Experten eine Quote von 9,7 Prozent. Das RWI veröffentlicht zwei Mal jährlich Konjunkturprognosen, eine zum Jahresbeginn und eine weitere in der zweiten Jahreshälfte.

Kein klassischer Konjunkturabschwung

Die gegenwärtige Schwächephase sei kein klassischer Konjunkturabschwung, sondern Folge einer außergewöhnlichen Häufung von äußeren Einflüssen wie dem Ende des weltweiten IT-Booms, den Terroranschlägen in den USA und des Irak-Konflikts, hieß es. Deutlich werde dabei ein grundlegendes Problem der deutschen Wirtschaft: «Weil der Wachstumspfad auf Grund der unzureichenden Binnennachfrage außergewöhnlich flach ist, droht bei jeder größeren Störung die Gefahr einer Rezession», schrieben die RWI-Forscher.

Privater Konsum wird nicht steigen

2002 sei Deutschland unter anderem durch die weltweite Abkühlung der Konjunktur erneut in eine wirtschaftliche Schwächephase geraten. Erst im Verlauf dieses Jahres könnte sich der Anstieg der Exporte beschleunigen, sofern sich die geopolitische Lage beruhige und sich die Weltwirtschaft belebe. Dann wirkten auch die Auftriebskräfte im Inland. Mit steigender Auslastung würden auch die Investitionen ausgeweitet. Der private Verbrauch wird sich nach Ansicht der RWI- Experten dagegen kaum erholen, weil die Einkommen nur wenig steigen, hieß es in dem Bericht.

Wachstumsbedingungen verbessern

Die Wirtschaftspolitik muss alles daran setzen, die Bedingungen für Wachstum und Beschäftigung zu verbessern, forderte das RWI. Im Falle des Abrutschens in eine Rezession seien Konjunkturimpulse etwa durch das Vorziehen der Einkommenssteuerreform nötig. (Internet: http://www.rwi-essen.de)