KRIMINALITÄT Qwest gibt verbotene Bilanzierungspraktiken zu

Jetzt ist es offiziell: Auch Qwest trickste in seinen Bilanzen. Konkret wurden von 1999 bis 2001 Umsätze von knapp 1,17 Milliarden Euro unrechtmäßig verbucht.

Der finanziell angeschlagene US-Telekommunikationskonzern QWest Communications International hat die Anwendung unzulässiger Bilanzierungspraktiken zugegeben. Das Unternehmen hat zugegeben in den Jahren 1999 bis 2001 rund 1,16 Milliarden Dollar (1,17 Milliarden Euro) an Umsätzen und anderen Positionen unrechtmäßig verbucht zu haben, teilte QWest in der Nacht zum Montag mit. Nun will der in Denver im US-Bundesstaat Colorado ansässige Konzern seine Geschäftszahlen erneut vorlegen. Bei der US-Börsenaufsicht SEC stand QWest schon seit längerem auf der Liste der zu überprüfenden Unternehmen. Die US-Staatsanwaltschaft hatte bereits vor einigen Wochen strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen.

Umsatzprognose zurückgezogen

Qwest teilte darüber hinaus mit, seine bisherige Geschäftsprognose für das Jahr 2002 zurückzuziehen. Als Grund für diesen Schritt nannte Qwest die anhaltende Flaute in der Telekommunikationsbranche, den harten Wettbewerb sowie die Schwäche in der regionalen Wirtschaft. Nach dem bisherigen Ausblick wollte das Unternehmen im Gesamtjahr 2002 einen Umsatz von 18,4 Milliarden Dollar erzielen. »Das Unternehmen glaubt, dass (...) die Höhe der zusätzlichen Umsatzanpassungen bedeutend sein könnte«, hieß es in der Mitteilung.

Alles für mehr Glaubwürdigkeit

Erst Mitte Juli hatte der Telekomanbieter die Position des Chairmans mit Richard Notebaert neu besetzt und Joseph Naccio entlassen. Nach der Ernennung von Notebaert hieß es in US-Medien, dass er über eine Umsatzreduzierung um rund eine Milliarde Dollar nachdenkt, um die Glaubwürdigkeit von QWest wieder herzustellen. Notebaert war zuvor Chef des US-Telekomausrüsters Tellabs.

Aktienkurs fast halbiert

Nachdem die Staatsanwaltschaft vor einigen Wochen bekannt gegeben hatte, strafrechtliche Ermittlungen gegen das Unternehmen aufzunehmen, kündigte der viertgrößte US-Telekomanbieter seine uneingeschränkte Kooperation an. Über Art und Umfang der Untersuchung hatte die zuständige Staatsanwaltschaft keine Angaben gemacht. Nach der Mitteilung war der Aktienkurs von QWest in der Spitze um 41 Prozent eingebrochen.

Senatsanhörung

Wegen fragwürdiger Buchungspraktiken ermittelt die Börsenaufsicht SEC bereits ebenfalls bei QWest. Am Dienstag soll QWest-Präsident Afshin Mohebbi vor dem Handels-, Wissenschafts- und Transport-Ausschuss des Senats dazu befragt werden. Das Unternehmen Qwest, das auf einem Schuldenberg von rund 26 Milliarden Dollar sitzt, ist derzeit in 14 US-Bundesstaaten führender Telekomanbieter.