Kurssprung VW-Aktien fast 27 Prozent im Plus

Gewaltiger Kurssprung bei Volkswagen-Stammaktien: Die Papiere sind um sagenhafte 26,57 Prozent gestiegen und lagen bei Handelsschluss bei 304 Euro pro Stück. Analysten können sich an keinen höheren Kursanstieg eines Dax-Wertes erinnern. Als Käufer gerieten zunächst ein Autobauer und ein Bundesland unter Verdacht.

Stammaktien von Volkswagen haben am Donnerstag im späten Xetra-Handel erstmals die Marke von 300 Euro überschritten und schlossen um mehr als ein Viertel höher als am Vortag. Die Papiere des Autobauers beendeten den Handel 26,57 Prozent höher bei 304,00 Euro. Das Tageshoch lag bei 305,60 Euro.

Bereits am Morgen war auf Porsche oder das Land Niedersachsen als Käufer von VW-Stammaktien spekuliert worden. "Porsche ist nicht am Markt aktiv und kauft somit keine VW-Aktien", sagte ein Sprecher. "Wir haben die Option, Anteile zu kaufen, aber es besteht dazu keine Notwendigkeit", sagte ein Sprecher der Staatskanzlei Niedersachsen. "An weiteren Spekulationen beteiligten wir uns nicht."

Am Markt würden verschiedene Szenarien als mögliche Ursache diskutiert, sagte ein Börsianer. "Was letztlich wirklich dahintersteckt - keine Ahnung." Nord/LB-Analyst Frank Schwop hält die Spekulationen, dass Piech oder Porsche Aktien kaufen für unwahrscheinlich. "Ich glaube, das sind Eindeckungen, um Derivate zu bedienen." Dabei könnten auf der Gegenseite nicht nur Porsche, sondern auch andere Parteien sein. Der Kursanstieg im aktuellen Marktumfeld sei in jedem Fall außergewöhnlich. "Ich kann mich nicht erinnern, dass ein DAX-Wert schon einmal knapp 25 Prozent gestiegen ist."

Ein Händler verwies auf einen Bericht in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Danach habe Porsche einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag ins Spiel gebracht. "Porsche kauft anscheinend die Aktien, egal zu welchem Preis", schlussfolgerte ein anderer Börsianer am Morgen.

Wie die Zeitung berichtete, hat Porsche-Finanzvorstand Holger Härter in einem vertraulichen Treffen mit niedersächsischen CDU- Bundestagsabgeordneten Anfang der Woche erstmals einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag ins Spiel gebracht. Dies würde VW zu einem reinen Befehlsempfänger machen - außerdem müssten die Wolfsburger ihren gesamten Gewinn nach Stuttgart überweisen. Ein Porsche-Sprecher erklärte dazu, Härter habe lediglich eine theoretische Möglichkeit angesprochen. Derzeit stehe ein Beherrschungsvertrag nicht zur Debatte und sei auch "völlig unrealistisch"

Auch Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus-Metzler hält ein solches Szenario "am Ende des Tages für wenig wahrscheinlich". Um eine entsprechende Mehrheit zu erlangen, müsste Porsche den Anteil des Landes Niedersachsen übernehmen oder entsprechend viele Aktien am Markt kaufen. Er halte die Marktreaktion angesichts der bereits hohen Bewertungsniveaus der Aktien für völlig überzogen.

Auch Independent-Research-Analyst Sven Diermeier kann den Kursanstieg der vergangenen Tage nicht begründen. Die Anteilsaufstockung von Porsche am Dienstag stelle keine Neuigkeit dar. Seiner Meinung nach waren Derivategeschäfte für die Entwicklung verantwortlich, an denen die insolvente US-Investmentbank Lehman Brothers Holdings beteiligt war.

DPA
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