LUFTVERKEHR Lufthansa trotz Gewinnplus weiter auf schwierigem Kurs

Die schwache Konjunktur bremst den Steigflug der Lufthansa. Außerdem sieht sich das Unternehmen durch die rot-grüne Bundesregierung belastet.

Von Januar bis September erzielte die größte deutsche Airline 790 Millionen Euro operativen Gewinn und damit 500 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor. Für die letzten drei Monate des Jahres fürchtet der Vorstand aber einen Verlust vor allem wegen der sinkenden Zahl von Geschäftsreisenden in Deutschland. Die Deutsche Lufthansa AG erhöhte daher am Mittwoch in Frankfurt die Prognose für das Gesamtjahr von zuletzt 500 Millionen nur auf einen operativen Gewinn von 700 bis 750 Millionen Euro.

Tarifverhandlungen sind »Risiko«

»Wir werden den Steigflug nicht mehr fortsetzen«, sagte Vorstandschef Jürgen Weber. Die zum aktuellen Winterflugplan um 13 Prozent erhöhten Kapazitäten würden notfalls wieder gekürzt, Strecken könnten aufgegeben werden. Erhebliche Risiken stellen zudem die laufenden Tarifverhandlungen für die 52.000 Beschäftigten am Boden und in den Kabinen dar. Nötig sei eine zurückhaltende Erhöhung der Gehälter, um Arbeitsplätze nicht zu gefährden, sagte Weber. Die Gewerkschaft ver.di fordert neun Prozent mehr Geld. Die Aktie des Unternehmens verlor darauf bis zum Mittag leicht auf 12,63 Euro.

Harsche Kritik an Steuerplänen

Scharfe Kritik übte Weber an den Steuerplänen der rot-grünen Bundesregierung, die die Lufthansa im internationalen Wettbewerb massiv belasteten. »Auf die deutschen Luftverkehrsunternehmen rollt eine Benachteiligungswelle zu.« Die Koalitionsvereinbarungen bedeuteten für den Konzern Mehrkosten von mindestens 130 Millionen Euro. Vorhaben wie eine Mehrwertsteuer auf grenzüberschreitende Europaflüge oder eine zusätzliche Besteuerung von Bonusmeilen seien nicht zu akzeptieren. Notfalls würden rechtliche Schritte oder die Verlagerung der Bonusmeilen-Gesellschaft ins Ausland erwogen.

Wieder schwarze Zahlen

In den ersten neun Monaten gelang der Lufthansa erstmals wieder der für dieses Jahr angestrebte Sprung in die schwarzen Zahlen. Unter dem Strich standen nach Abzug der Steuern 344 Millionen Euro Gewinn (Vorjahr: 65 Millionen Euro), nachdem zum Halbjahr 2002 noch ein Nachsteuerverlust von 27 Millionen Euro ausgewiesen worden war. Der Umsatz wuchs jetzt um 2,7 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro. 2001 war die Lufthansa erstmals seit acht Jahren in die roten Zahlen geraten und hatte nach Steuern 633 Millionen Euro Verlust verzeichnet.

Buchungsrückgänge durch Sparen aufgefangen

Mit Einsparungen und der vorübergehenden Stilllegung von Jets sei es nun trotz Buchungsrückgängen wegen der schwachen Wirtschaftslage gelungen, die Erträge zu verbessern. In den ersten neun Monaten 2002 lagen die Passagierzahlen mit 33 Millionen um 7,7 Prozent unter Vorjahresniveau. Die Auslastung der verkleinerten Flotte stieg allerdings um zwei Punkte auf 74,9 Prozent. Auch die in reduzierter Zahl fliegenden Frachtmaschinen waren besser gefüllt.