Der einst mächtige Filmhändler und Fernsehunternehmer wollte kraft seiner Beteiligung auch im deutschen Zeitungsmarkt kräftig mitmischen. Im Hause Springer war der Münchner allerdings nie gerne gesehen. Mit der Versteigerung seines 40-prozentigen Anteils an die Deutsche Bank ist die schwierige Beziehung zwischen Springer und Kirch nun endgültig zu Ende gegangen.
Springer-Paket spielte zentrale Rolle
Im Drama um den Untergang des einstigen Kirch-Imperiums spielte das Springer-Paket eine zentrale Rolle. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise Kirchs im Februar bot die HypoVereinsbank ihrem alten Geschäftspartner Leo Kirch an, ihm das Paket für mehr als eine Milliarde abzukaufen und ihm damit finanziell Luft zu verschaffen. Schon damals wäre durch dieses Angebot fast eine andere deutsche Großbank mächtiger Aktionär beim Springer Verlag geworden. Das Geschäft kam aber nicht zu Stande und Kirchs Imperium brach Anfang April zusammen.
WAZ kam nicht zum Zuge
Damit kam die Deutsche Bank ins Spiel, die einen Kredit in Höhe von 735 Millionen Euro damit besichert hatte. Kirch stellte das Pfandrecht in Frage und zog gegen die Bank vor Gericht. Damit erreichte der 75-Jährige zumindest einen Aufschub und suchte selbst nach einem Käufer. Durch einen Verkauf an die Essener Mediengruppe WAZ hoffte er, dem Springer-Verlag zum Abschied nochmals eins auswischen zu können. Springer sträubte sich mit aller Macht gegen die WAZ und wehrte den Einstieg schließlich im September durch eine Gerichtsentscheidung endgültig ab.
Deutsche Bank gewann
Auch ein Verkauf an den Schweizer Verlag Ringier, der Springers Zustimmung gefunden hätte, kam nicht zu Stande. Mitte September scheiterte Kirch mit dem Versuch einer weiteren Fristverlängerung und die Deutsche Bank durfte über das Paket verfügen.
Synergien gesucht
Begonnen hatte die Beziehung zwischen Kirch und Springer im Jahr 1985. Kirch kaufte zehn Prozent der Anteile an dem Verlag und setzte damit einen Fuß in die Tür des größten europäischen Zeitungsverlags. Gemeinsam mit anderen Verlagen bauten sie mit Sat.1 den ersten kommerziellen Fernsehsender auf. Auch später suchten sie nach Synergien zwischen den Springer-Zeitungen (»Bild«, »Welt«) und Kirchs wachsendem Fernsehimperium.
Feindliche Übernahme versucht
Schon bald gab es zwischen Springer und Kirch Spannungen, die Ende Ende der 80-er Jahre in einem spektakulären Streit gipfelten. Kirch plante angeblich insgeheim eine feindliche Übernahme des Springer-Verlages. Über Treuhänder kaufte er nach und nach weitere Anteile an Springer auf. Der Springer-Aufsichtsrat verweigerte die Anerkennung, die bei vinkulierten Namensaktien erforderlich ist. Leo Kirch zog vor Gericht und forderte die Anerkennung seiner Aktien. Es folgte eine Prozesslawine gegen führende Springer-Manager.
Springer-Erben zur Mehrheit verholfen
Anfang der 90-er Jahre schlossen beide Seiten einen Burgfrieden. Springer erkannte eine 25 Prozent-Beteiligung Kirchs offiziell an und ermöglichte ihm den Einzug in den Aufsichtsrat. Im Gegenzug konnte die Springer-Erbengemeinschaft mit Kirchs Hilfe erstmals die Mehrheit an dem Verlag erwerben. In den Jahren darauf stockte Kirch seinen Anteil in mehreren Schritten auf 40 Prozent auf.
Springer musste Vorwurf der Mitschuld einstecken
Nach einem Jahrzehnt relativer Ruhe brach der schwelende Konflikt Anfang dieses Jahres schlagartig wieder aus. Am 30. Januar kündigte Springer an, seinen Anteil an Kirchs Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 an Kirch verkaufen zu wollen und forderte dafür 767 Millionen Euro. Da Leo Kirch dieses Geld nicht hatte, verschärfte sich die Finanzkrise des Kirch-Konzerns massiv. Auf seinem letzten öffentlichen Auftritt als Großaktionär auf der Springer-Hauptversammlung rechnete Kirch im September noch einmal mit Springer ab: Er warf dem Verlag eine Mitschuld am Untergang seines Lebenswerks vor.