In dem kommenden Reformwust sind einige bitteren Pillen für die Rentner enthalten. Am bittersten für die meisten Rentner: Sie haben am Ende monatlich einige Euro weniger als bisher. Pflegereform, Zahnersatz, Rentenbesteuerung, Umbau der Rentenversicherung, Arbeitsmarktreform Hartz IV - alles tritt im kommenden Jahr in Kraft und betrifft in der einen oder anderen Form das Rentensystem, wie der Vizegeschäftsführer des Verbands Deutscher Rentenversicherungsträger, Axel Reimann, in Würzburg ausführte. X-Mal müssen die Hüter der Rentenkassen nachrechnen, was die Gesetze für den Einzelnen und auch für das gesamte System bedeuten. Und mehrfach werden die Betroffenen Post bekommen, mit der ihnen die "komplexe Materie" nahe gebracht werden soll.
Renter müssen Kinder nachweisen
Erstmals dürfte es ab Ende November bei etwa drei Millionen jüngeren Rentnern am Postkasten klappern, die möglicherweise ab kommendem Jahr die höheren Pflegebeiträge für Kinderlose unter 65 berappen müssen. Der VDR erwartet, dass letztlich rund 1,1 Millionen Renten tatsächlich mit dem Aufschlag von 0,25 Prozent belastet werden. Die anderen Bezieher sollen bis zum 1. April nachweisen, dass sie doch Sprösslinge haben, von denen die Sozialverwaltung nichts weiß. Wenn sie es nicht tun, greift die Reform. Bei einer Rente von 1.000 Euro werden 2,50 Euro zusätzlich für die Pflege einbehalten.
Vor dem 1. Juli folgt für eine noch weit größere Gruppe der zweite Streich. Alle gesetzlich Krankenversicherten, also auch die Rentner, müssen wegen der neuen Zahnersatz- und Krankengeldregelung ab 1. Juli unterm Strich 0,45 Prozent mehr an die Kasse zahlen. Das wird ihnen in dem Brief mitgeteilt, in dem der Umfang der jährlichen Rentenanpassung angekündigt wird. Nur wird diese wegen der verschiedenen Einschnitte der jüngsten Rentenreformen 2005 nochmals Null sein. Es bleibt also noch einmal ein Schnitt: Beim Rechenbeispiel 1.000 Euro sind es 4,50 Euro.
1,3 Millionen Rentnerhaushalte zahlen erstmals Steuern
Bei wesentlich höheren Renten beginnt nächstes Jahr die neue Rentenbesteuerung - das Alterseinkünftegesetz - zu greifen. Allerdings sind nach Berechnungen des VDR auch immerhin 1,3 Millionen Rentnerhaushalte betroffen, die 2005 erstmals vom Fiskus zur Kasse gebeten werden. Insgesamt müssen dann 3,3 Millionen Rentnerhaushalte Steuern zahlen, die entweder aus der gesetzlichen Versicherung weit überdurchschnittliche Bezüge bekommen oder sonstige Einkünfte haben. Der "Standardrentner" braucht sich darum einstweilen nicht zu kümmern. Ihn trifft die Rentensteuer, die über Jahrzehnte langsam anwächst, laut VDR-Statistik erst 2011.
Eine Erkläraufgabe für die Rentenversicherer ist schließlich auch der organisatorische Umbau des Systems, der für die allermeisten Beitragszahler und Rentner allerdings keine wirklichen Folgen hat. Statt von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte oder den Landesversicherungsanstalten bekommen sie ab 1. Oktober 2005 Post von der Deutschen Rentenversicherung. Denn die soll ab 2005 das Dach für das gesamte System bilden.
Organisationsreform soll Arbeit gleichmäßiger verteilen
Bei der Reform werden Tausende Versichertenkonten zwischen den Trägern hin und her geschoben, um die Arbeit gleichmäßig zu verteilen - und auch darüber müssen die Versicherer informieren. Praktisch ändert das aber nichts: Die Beiträge und auch die Rente müssen weiter gezahlt werden wie gehabt.
Verbesserungen können sich für einige bisherige Sozialhilfeempfänger ergeben, die künftig als Arbeitssuchende Arbeitslosengeld II bekommen. Da die Bundesagentur für Arbeit für sie - wenn auch sehr geringe - Rentenbeiträge zahlt, haben sie künftig auch Anspruch auf Kuren und Reha-Maßnahmen, die sie wieder für die Arbeit fit machen sollen. Die Rentenversicherer rechnen überschlagsweise mit etwa 30.000 Anträgen im Jahr - und stöhnen bereits über die erwarteten Kosten in der Größenordnung von 100 Millionen Euro.