Der Autokonzern Opel kann bei seiner harten Sanierung auf die Unterstützung der Belegschaft bauen. Rund 5.600 Mitarbeiter des angeschlagenen Autoherstellers haben sich bis Freitag zum freiwilligen Ausscheiden aus dem Unternehmen entschieden. Sie erhalten eine Abfindung und wechseln in eine Beschäftigungsgesellschaft.
"Ich bin zuversichtlich, dass wir den angestrebten Personalabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen hinkriegen", sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Klaus Franz, nach Abschluss einer mehrstündigen Betriebsversammlung im Werk Rüsselsheim. Die betroffenen Kollegen hätten sich schriftlich für ein Ausscheiden gemeldet, nun müssten Auflösungsverträge gefertigt werden. Der Erste Bevollmächtigten der IG Metall Darmstadt, Günter Lorenz, bewertete das Abfindungsangebot als attraktiv: "Teilweise wird das Siebenfache des Normalen gezahlt".
Opel baut 6500 Stellen ab
Nach den Worten des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Franz haben sich bis Donnerstag allein in Rüsselsheim 2600 Mitarbeiter zum freiwilligen Ausscheiden aus dem Unternehmen bereit erklärt. Insgesamt will Opel an seinen drei westdeutschen Standorten Bochum, Kaiserslautern und Rüsselsheim über den freiwilligen Wechsel von Mitarbeitern in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft 6500 Stellen abbauen, davon den Großteil noch in diesem Jahr.
Die Frist, bis zu der Mitarbeiter sich für einen Auflösungsvertrag entscheiden können, wurde zunächst bis zum 31. Januar verlängert. Gegebenenfalls werde die Beratung der Mitarbeiter auch bis zum 18. Februar verlängert, hieß es. Nach dem 25. Februar wollten Unternehmensleitung und Betriebsrat entscheiden, wie weiter vorgegangen werde, sagte der Betriebsratschef.
Nicht jeder, der will, kann gehen
Noch ist offenbar unklar, ob tatsächlich alle Mitarbeiter, die über eine Abfindung das Unternehmen verlassen wollen, diesen Schritt auch vollziehen können. "Die Mitarbeiter müssen nun mit ihren Vorgesetzten reden, ob ihre Qualifikation noch gebraucht wird", sagte Franz. Es bestehe die Gefahr, dass "eine ganze Generation Wissen" dem Unternehmen verloren gehe. Sollte die Zahl von 6500 Auflösungsverträgen verfehlt werden, droht die Einrichtung einer Einigungsstelle, die dann über betriebsbedingte Kündigungen zu entscheiden hätte.
Opel will bis 2006 insgesamt 10.000 Stellen streichen, um den galoppierenden Verlusten Einhalt zu gebieten. Insgesamt sollen die Personalkosten durch den Arbeitsplatzabbau um 500 Millionen Euro jährlich gesenkt werden. Das Europageschäft des Opel-Mutterkonzerns General Motors hatte im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von rund 568 Millionen Euro eingefahren.