REISEMARKT Tourismusboom am Kap der guten Hoffnung

Südafrika dürfte von den Folgen der Terror-Angst profitieren: Das Land gilt neuerdings als Trendziel und Hoffnungsträger des maroden Reisemarktes.

Die Zeichen für den kommenden Trendsetter unter den Langstrecken-Zielen sonnenhungriger Urlauber sind unübersehbar. Fluggesellschaften wie die Deutsche Lufthansa, die britische Virgin Air oder die asiatische Cathay Pacific stocken ihre Flugkapazitäten von und nach Südafrika auf. Auch bei Austrian Airlines wird laut nachgedacht, die Flüge in die Kap-Republik wieder aufzunehmen. Und sicherlich nicht zufällig fiel die Wahl der TUI als Europas größtem Reiseveranstalter auf Südafrika, um dort am 9. November neben den Geschäftszahlen des abgelaufenen Tourismus-Jahres auch das Sommerprogramm 2002 vorzustellen.

Sichere Exotik lockt

Grund fürs plötzliche Interesse am jungen Nach-Apartheid-Staat: Nach den Anschlägen vom 11. September hockt in immer mehr exotischen Fernzielen unsichtbar die Angst mit am Swimmingpool. Südafrika dagegen bietet nicht nur Sonne, sondern neben aller Exotik auch relativ sichere und gute touristische Infrastruktur zu günstigen Preisen - der Verfall der Landeswährung macht's möglich. Das Land am Kap hat seine Chance erkannt und ist gewillt, sie zu nutzen. Die Deutschen, die nach den Briten die zweitgrößten Urlauberkontingente am Kap repräsentieren, sind dabei ganz besonders im Visier.

»Afrika für Anfänger«

»Es ist nicht nur wichtig Südafrika so zu positionieren, dass wir uns jederzeit neu ausrichten können, sondern es auch strategisch zu positionieren, um zu geeigneter Zeit bei künftigen potenziellen Gelegenheiten voll dabei zu sein«, meint Moeketsi Mosola, Manager des staatlichen Tourismusbüros (South African Tourism). Kurzum: Südafrika will sich als Alternative zu den Staaten profilieren, die vor dem neuen Terror-Hintergrund auf einmal als riskant wahrgenommen werden. Dabei kann es gleich eine ganze Reihe Trümpfe ausspielen. Denn der Kap-Staat paart als eine Art »Afrika für Anfänger« für den Urlauber Vertrautes mit Exotischem, landschaftliche Schönheit mit kultureller Vielfalt - und ist auch noch weitgehend malariafrei.

Bonus: Keine Zeitverschiebung

Der gefürchtete jet-lag bei An- und Abreise bleibt auch aus: Abgesehen von der Sommerzeit gibt es keine Zeitverschiebung für Europäer. »Südafrika hat nun im Winter die Gelegenheit, sich als Sonnenschein-Ziel und Alternative zu anderen Destinationen zu profilieren«, meint auch der fürs südliche und östliche Afrika zuständige Lufthansa-Manager Miguel de Jorge. Drei Mal wöchentlich wird er ab Dezember von München aus zusätzliche Langstreckenflugzeuge vom Typ Airbus A340 ans Kap schicken. Das schlechte Image des Haupteinfalltors für den Südafrika-Tourismus, Johannesburg, stört ihn dabei nicht weiter. »Rio de Janeiro und Florida sind auch nicht sicherer, aber deren Image ist eben völlig anders«, meint er.

Trumpfkarte Sicherheit

Auch die deutsche Tochter des südafrikanischen Tourismusbüros, das mit einem mehrfach prämierten Informationsangebot für Urlaub am Kap wirbt, sieht das so. Auf Nachfragen besorgter Südafrika-Reisender hieß es dort: »Es ist unsere Pflicht allen zukünftigen Besuchern Südafrikas zu versichern, dass sich das Land am afrikanischen Kap nie im Focus der für die USA-Attentate vermuteten Terrorszene befand, noch für andere.« Außerdem soll Südafrika politisch und geografisch so weit weg vom großen Weltgeschehen angesiedelt sein, dass man sich dort im weitesten Sinne des Begriffs »sicher« fühlen kann.

Ralf E. Krüger