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Rüstungsindustrie Deutscher soll gigantische Waffenschmiede in Saudi-Arabien aufbauen

Saudische Streitkräfte bei einer Parade
Saudische Streitkräfte bei einer Parade
© DPA/picture alliance
Mit einem eigenen staatlichen Rüstungskonzern will Saudi-Arabien zu einem der größten Waffenhersteller der Welt aufsteigen. Für den Chefsessel haben die Saudis ausgerechnet einen deutschen Manager verpflichtet.

Kaum ein Land gibt so viel Geld für Waffen aus wie Saudi-Arabien. Das Friedensforschungsinstitut Sipri führt den Öl-Staat im Ranking der Länder mit den höchsten Militärausgaben auf Rang vier - hinter den Großmächten USA, China und Russland. Bislang landet das Waffen-Budget - knapp 64 Milliarden Dollar allein im Jahr 2016 - fast ausschließlich im Ausland, denn eine nennenswerte Rüstungsindustrie existiert in Saudi-Arabien nicht. Auch deutsche Rüstungskonzerne schließen immer wieder - politisch umstrittene - Milliardendeals mit den Saudis. Erst vor wenigen Monaten genehmigte die Bundesregierung gegen politischen Widerstand die Lieferung von 110 Lkw der Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH sowie von vier Patrouillenbooten der Lürssen-Werft.

Nun aber sind es die Saudis offensichtlich leid, beim Waffen-Shopping vom Wohlwollen ausländischer Verbündeter abhängig zu sein. Saudi-Arabien will selbst Rüstungsgüter herstellen und das gleich im großen Stil. Der neue staatliche Rüstungskonzern "Saudi Arabian Military Services", kurz SAMI, soll nach dem Willen der Scheichs bis 2030 zu den 25 größten Rüstungskonzernen der Welt aufsteigen. Er soll 40.000 Mitarbeiter beschäftigen, Flugzeuge, Drohnen, Landfahrzeuge, Raketen und mehr herstellen. SAMI hat bereits Kooperationsvereinbarungen mit den US-Rüstungsgrößen wie Boeing, Lockhheed Martin, Raytheon und General Dynamics sowie dem staatlichen russischen Rosoboronexport geschlossen.

Rheinmetall-Manager Andreas Schwer an der Spitze

Geleitet werden soll die neue Mega-Waffenschmiede von einem Deutschen. Wie SAMI am Dienstag mitteilte, wird Rheinmetall-Manager Andreas Schwer den Posten des obersten saudischen Waffenbauers übernehmen. Als Vorstand der Defence-Sparte von Rheinmetall ist Schwer derzeit dafür zuständig, deutsche Waffendeals im Ausland einzufädeln, nun wechselt er zu einem seiner besten Kunden. Der 51-jährige Luft- und Raumfahrtmanager arbeitete früher für die Rüstungssparte von Airbus und ein amerikanisches Kranunternehmen. Seit 2012 ist er bei Rheinmetall.

Mit politisch heiklen Deals kennt sich Schwer aus. Als Rheinmetall-Manager arbeitete er an einem Deal mit der Türkei mit, der hohe Wellen schlug (der stern berichtete mehrfach über den Fall). Gemeinsam mit türkischen Partnern will Rheinmetall in der Türkei Kampfpanzer vom Typ Altay produzieren. Die verantwortlichen Manager trafen sich sogar mit Präsident Recep Tayyip Erdogan persönlich zum Abendessen. Wegen der politischen Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei liegt das Projekt derzeit auf Eis.

Solche Hängepartien wollen sich die Saudis mit ihrer eigenen Rüstungsoffensive künftig ersparen. Die Ausfuhr deutscher Panzer muss von der Bundesregierung genehmigt werden, die Verpflichtung eines deutschen Rüstungsmanagers dagegen nicht. Es ist der zweite deutsche Top-Manager-Export innerhalb kurzer Zeit: Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass es auch Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld nach Saudi-Arabien zieht. Kleinfeld wird Chef des 500 Milliarden Dollar schweren Stadtbau-Projekts "Neom".  

Rüstungsindustrie: Deutscher soll gigantische Waffenschmiede in Saudi-Arabien aufbauen

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