In der Politik und im Fußball mangelt es bekanntlich nicht an Charakteren mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Am Dienstag trafen zwei Personen aufeinander, denen man die größten Egos ihrer jeweiligen Branchen nachsagt: US-Präsident Donald Trump und Weltfußballer Cristiano Ronaldo.
Letzterer war anlässlich des Treffens zwischen Trump und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zu Gast im Weißen Haus. Ronaldo ist seit seinem Wechsel zum saudischen Erstligisten Al-Nassr im Jahr 2022 ein Aushängeschild für das moderne Saudi-Arabien, wirbt regelmäßig für die Golfmonarchie als Reiseziel.
Verschiedene Medien hatten zuvor über den Besuch von Ronaldo in Washington berichtet, später kursierten Bilder und Videos in sozialen Netzwerken, die ihn und seine Verlobte Georgina Rodríguez beim feierlichen Abendessen zeigen. Daran nahmen neben Trump, bin Salman und US-Vizepräsident JD Vance auch Fifa-Boss Gianni Infantino und Tesla-Chef Elon Musk teil.
Cristiano Ronaldo bemüht sich um Trumps Gunst
Bereits in den vergangenen Monaten hatte sich Ronaldo um die Gunst des US-Präsidenten bemüht. Im Juli wurde Trump beim G7-Gipfel in Kanada ein von Ronaldo signiertes Trikot der portugiesischen Nationalmannschaft überreicht. Darauf standen die Worte: "Für Präsident Donald J. Trump, Playing for Peace".
Im Interview mit dem britischen TV-Moderator Piers Morgan sagte Ronaldo, dass er sich ein Treffen mit Trump wünsche und bezeichnete ihn als einen der "wichtigsten Menschen auf der Welt" (wenngleich Ronaldo sich selbst für den berühmtesten Mensch hält). Der US-Präsident könne dabei helfen, die Welt zu verändern. Ronaldo verknüpfte damit seine Hoffnung auf mehr Frieden. Veröffentlicht wurde das Gespräch Anfang November. Bereits zwei Wochen später bekam Ronaldo sein Treffen mit Trump.
In einer Rede beim Abendessen im Weißen Haus berichtete der US-Präsident, dass sein 19-jähriger Sohn Barron ein "großer Fan" des portugiesischen Ausnahmespielers sei. "Barron durfte ihn treffen. Und ich glaube, er respektiert seinen Vater jetzt ein bisschen mehr, allein schon deshalb, weil ich Sie ihm vorgestellt habe", sagte Trump in Richtung Ronaldo.
Werbung für Saudi-Arabien trotz kritischer Menschenrechtslage
Wie lange der Rekordfußballer und der US-Präsident miteinander gesprochen haben, ist nicht bekannt. Die Zeit dürfte allerdings nicht gereicht haben, um eine gemeinsame Strategie für den Weltfrieden auszuarbeiten. Trump war vielmehr damit beschäftigt, den saudischen Kronprinzen vor Journalisten im Oval Office zu verteidigen.
Eine ABC-Reporterin fragte nach dem brutalen Mord an dem "Washington Post"-Kolumnisten Jamal Khashoggi, für den die CIA seit Jahren Mohammed bin Salman verantwortlich macht. Trump wehrte ab mit den Worten "things happen" – Dinge passieren. Khashoggi sei äußerst umstritten gewesen, der Prinz habe nichts gewusst.
Cristiano Ronaldo distanziert sich nicht von solchen Aussagen, geschweige denn von den Menschenrechtsverstößen in Saudi-Arabien. Stattdessen ist er das Werbegesicht eines Landes, in dem Homosexualität unter Strafe steht.
Die WM 2034 wird in Saudi-Arabien ausgetragen. Die Vergabe dorthin war unter anderem aufgrund der Menschenrechtslage umstritten. Ronaldo warb in der Vergangenheit dennoch für das Turnier und sagte im Dezember vergangenen Jahres: "Nach dem, was ich gesehen habe, bin ich noch überzeugter, dass 2034 die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten werden wird."
Drohende Sperre zum WM-Auftakt
An dem Turnier in Saudi-Arabien wird Ronaldo wohl nicht mehr teilnehmen, im kommenden Jahr will der portugiesische Rekordspieler und -torschütze aber noch einmal bei der Fußball-Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko auflaufen. Es wäre seine sechste WM – das ist vor ihm noch keinem Spieler gelungen.
Schon länger wird diskutiert, ob der 40-Jährige dem Team noch guttut. Sein Ausraster im WM-Qualifikationsspiel der Portugiesen in Irland befeuerte die Debatte zuletzt. Ronaldo erhielt aufgrund eines Ellenbogenschlags in der 61. Minute die Rote Karte (hier im Video). Die Partie ging mit 2:0 an die Iren. Ohne Ronaldo lösten die Teamkollegen im folgenden Spiel gegen Armenien mit einem 9:1-Kantersieg das Ticket für die WM 2026.
Nach seinem Ellenbogencheck droht Ronaldo, den Auftakt des Turniers aufgrund einer Sperre zu verpassen. Für solche Tätlichkeiten ist eine Zwangspause von mindestens drei Spielen üblich. Der portugiesische Verband kämpft offenbar darum, die Strafe zu reduzieren.
Ronaldo ist in der Nationalmannschaft noch immer unantastbar, dabei hatte sein Fehlen das Team zuletzt beflügelt. Ein Auftakt ohne den Superstar könnte also auch ein Segen für Portugal sein. Bei der WM in den USA muss der 40-Jährige sein Ego wieder hinten anstellen – sonst läuft er Gefahr, dem Team zu schaden und sein Denkmal zu zerstören.