Schnellrestaurant setzt auf jüngere Kunden Nordsee will Fischgerichte nach Hause liefern

Bei der Fischrestaurantkette Nordsee isst vor allem ältere Kundschaft. Mit Sushi und Wraps will das Unternehmen ein jüngeres Publikum anlocken. Auch an einem Lieferdienst wird getüftelt.

In den Filialen der Fischrestaurantkette Nordsee essen bislang vor allem ältere Kunden – die Aktivsenioren in beigen Multifunktionswesten. Künftig will das Unternehmen auch jüngere Menschen an die Tische locken. Mit umgestalteten Restaurants und neuen Gerichten setzt das Unternehmen auf eine neue Zielgruppe. Auch ein Lieferservice für leichte Fischgerichte ist geplant.

"Wir wollen die Babyboomer ansprechen, das ist unsere Hauptkundschaft, und auch die Generation 40 plus", sagt Hiltrud Seggewiß, die Vorsitzende der Geschäftsführung von Nordsee der "Welt". Allerdings: Gerade beim Außer-Haus-Verkauf seien die Kunden jünger. Dennoch ist das Image der Fischrestaurantkette angestaubt – und die Konkurrenz übermächtig.

Die unangefochtene Nummer eins der Systemgastronomie in Deutschland ist McDonald‘s. Mit einem Jahresnettoumsatz von rund drei Milliarden Euro hat die US-Fastfoodkette keine Probleme auch jüngere Generationen als Kunden zu locken. Auch Burger King auf Platz zwei mit einem geschätzten Umsatz 2013 von rund 880 Millionen Euro ist bei Jugendlichen bliebt. Nur auf Platz fünf schafft es Nordsee – die Lufthansa-Tochter LSG, die das Bordcatering anbietet, und das Unternehmen Tank & Rast, das Autobahn-Raststätten betreibt, liegen noch vor dem Fischrestaurant, das einen Umsatz 351 Millionen Euro im vergangenen Jahr erzielte.

Moderne Filialen und Sushi

Um sich eine Verjüngungskur zu genehmigen, nimmt das Unternehmen Geld in die Hand – und geht auch neue Wege. Wie schon im Jahr zuvor steckt Nordsee rund 20 Millionen Euro in den Umbau der Filialen. Bis Ende 2014 sollen von den knapp 400 Restaurants in Deutschland vor allem die großen Standorte umgestaltet sein. Das Unternehmen hofft, dass neue Tische und Stühle und eine sichtlich modernere Gestaltung jüngeres Publikum anziehen.

Auch die Speisekarte bekommt ein Lifting: Statt frittierter Fisch-Häppchen und fettiger Soßen werden künftig auch frisch gewickelte Lachs- oder Thunfisch-Wraps, Garnelenburger und Sushi angeboten. Das Unternehmen denke auch über eine zweite Fastfood-Kette mit einem anderen Namen nach, um dort ausschließlich das Mitnehmangebot zu bündeln.

Sogar ein Lieferservice ist denkbar, ähnlich den großen Pizzaketten "Smiley’s" oder "Joey’s". Dann würde Nordsee künftig Fischgerichte nach Hause bringen. "Wir denken über eine Belieferung an der Haustür nach", bestätigt Seggewiß der „Welt“. Allerding: "Ein Fischgericht ist keine Pizza. Fisch ist viel empfindlicher, wenn es um den Transport geht", sagt Seggewiß. Wie sich dieses Problem lösen lässt, ist noch unklar.

Zukunft ungewiss

Zwar tüftelt die Schnellrestaurantkette an neuen Angeboten für eine jüngere Zielgruppe. Doch wie es mit dem Unternehmen selbst weitergeht, kann auch die Nordsee-Chefin nicht sagen. Jüngst hatte der Molkerei-Milliardär Theo Müller alle Nordsee-Anteil seines früheren Partners Heiner Kamps, Gründer der gleichnamigen Bäckereikette, übernommen. Doch Müller hat kaum Erfahrung mit dem Gastronomiegeschäft. Auch der Weiterverkauf an einen Investor wäre möglich. "Was kommen wird, werden wir sehen. Unsere Geschäftsführung nimmt dabei die passive Rolle ein", sagt Seggewiß. Sie kam selbst vor drei Jahren zu Nordsee, um sich um die Modernisierung der Restaurantkette zu kümmern - wie es strategisch für Nordsee weitergeht, kann sie nicht beeinflussen. "Entscheiden werden andere", sagt Seggewiß.

kg

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