Die Ostersaison beginnt bei der Firma Rübezahl vor Weihnachten. Seit November haben knapp 25 Millionen Schokoladenhasen das Unternehmen in Dettingen unter Teck bei Stuttgart verlassen. "Unsere Hasen werden bis nach Australien und Südafrika verschifft - und dort sollen sie ja auch pünktlich eintreffen", sagt Marketingberater Dieter Schäfer. Für den Geschmack sei das kein Problem. "Richtig gelagert bei Temperaturen von 18 bis 20 Grad ist die Schokolade 18 Monate haltbar", sagt Claus Cersovsky, Enkel des Unternehmensgründers und Mitinhaber des Familienunternehmens. In Deutschland gibt es die Hasen seit Februar zu kaufen. "70 Prozent des Osterumsatzes erzielt der Handel aber in der Karwoche", sagt Oliver Cersovsky, der zweite Enkel.
Die Schokoladenfabrik wirkt zunächst wie eine beliebige chemische Produktionsstätte. Gelblich- weiße Gänge, schwere Schwingtüren, wer hier arbeitet trägt weiße Hauben und Kittel. "Hygiene wird bei uns groß geschrieben", sagt Schäfer. Das sei auch der Grund, weshalb es bei Rübezahl keine Besucherführungen gibt. Im Inneren der Halle riecht es süßlich nach Schokoladen.
Seit rund 110 Jahren gibt es ihn - den Schokohasen als Hohlfigur. Bunte Kleider trägt er erst seit 1985, seit Milka seinen Schmunzelhasen lila werden ließ. 20 der 90 industriellen Schokoladenherstellern in Deutschland produzieren nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie hohle Schokohasen - jährlich rund 12.300 Tonnen. Im Jahr 2005 hoppelten 123 Millionen Hasen von den Laufbändern.
Hasen auch in Zartbitter
Ursprünglich gab es die Hasen nur aus Vollmilchschokolade, da sie sich besonders gut den feinen Konturen einer Gießform anpasst. Inzwischen sind die Hasen auch in Zartbitter zu haben, was nach Einschätzung der Rübezahl GmbH vor allem die Norddeutschen freuen dürfte. Weiter südlich werden die Vorlieben dann immer milchiger.
In Dettingen lagern in großen beheizten Bottichen Kakaomasse, Kakaobutter, Zucker und Milchpulver, die zu einer glatten und flüssigen Masse vermischt werden. Ein Rohrleitungssystem pumpt den Schokoladenguss zur nächsten Station. Hier füllt eine Maschine die tiefbraune Flüssigkeit in Hasengießformen aus Kunststoff. Befüllt wird nur jede zweite dieser Platten, die dann zusammengeklappt und in einer Rotationsmaschine geschwenkt werden. Die flüssige Schokolade setzt sich so am Rand der Form fest. Menschliche Hilfe wird erst nötig, wenn die gekühlten und fest gewordenen Schokohasen vom Band genommen und in eine Maschine gelegt werden, die sie mit bedrucktem Alupapier einwickelt. Im Dreischichtbetrieb kann Rübezahl mit 150 Fabrikarbeitern täglich bis zu 400.000 Osterhasen produzieren.
Schokoladenhasen werden nicht eingeschmolzen
Mit einem hartnäckigen Vorurteil möchte Dieter Schäfer dann noch aufräumen: "Unverkaufte Schokoladenhasen werden nicht wieder eingeschmolzen und als Nikoläuse verkauft - das wäre viel zu teuer." Was nicht regulär verkauft wird, werde vom Handel zum Sonderpreis angeboten und finde so seine Abnehmer, sagt der Marketingberater bei Rübezahl. Doch bis es so weit ist, kommt ja noch die absatzstarke Karwoche.