Schwache Konjunktur Deutsche Bank auf Sparkurs

  • von Karsten Röbisch
  • und Tim Bartz
Die schwächelnde Wirtschaft könnte bald auch der Deutschen Bank zu schaffen machen. Sollte sich die Lage verschlechtern, drohen den Beschäftigten nach FTD-Informationen Einsparungen von bis zu zwei Milliarden Euro. Dann wären auch Jobs in Gefahr.

Den Beschäftigten der Deutschen Bank droht nach Informationen der Financial Times Deutschland 2012 eine weitere Sparrunde, sofern sich die gesamtwirtschaftliche Lage in den kommenden Monaten verschlechtert. Das mögliche Sparziel wird in Finanzkreisen auf ein bis zwei Milliarden Euro pro Jahr beziffert.

Das könnte zum Abbau von Arbeitsplätzen führen - vor allem im Investmentbanking. Die Sparte steuert zwar den Löwenanteil zum Konzerngewinn bei, ist aber enorm schwankungsanfällig. Seit Monaten leidet sie unter den Folgen der Schuldenkrise in Europa und den USA und der daraus resultierenden Risikoscheu vieler Anleger.

Noch ist nicht entschieden, ob und wie stark die größte deutsche Bank sparen muss, heißt es in höchsten Konzernkreisen. Sollte die Lage am Kapitalmarkt aber ähnlich fragil bleiben wie im August und sich die Konjunkturlage weiter verdüstern, müsse im Oktober oder November neu nachgedacht werden. "Wenn die Umsätze im Wertpapier- sowie Devisenhandel zurückgehen, kaum noch Börsengänge anstehen und die Wirtschaft schwächelt, sieht die Lage anders aus", sagte ein Insider. Bei der Deutschen Bank hieß es zum möglichen Sparprogramm lediglich, der Konzern wolle auch in Zukunft Marktanteile gewinnen.

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Ackermann will seine Amtszeit nicht mit einem Sparprogramm beenden

Eine Sparrunde wäre wegen des anstehenden Machtwechsels bei der Deutschen Bank brisant. Vorstandschef Josef Ackermann soll im Mai 2012 Aufsichtsratsvorsitzender werden, ihm folgt eine Doppelspitze mit Deutschland-Boss Jürgen Fitschen sowie dem obersten Investmentbanker Anshu Jain - dessen Sparte leidet derzeit am meisten. Beide dringen darauf, mögliche Kürzungen und Stellenstreichungen noch unter Ackermanns Ägide zu beschließen, um selbst unbelastet an den Start zu gehen. Ackermann wiederum hat wenig Neigung, seine dann zehnjährige Amtszeit als Konzernchef mit einem Sparprogramm zu beenden.

Das aber ist ein wahrscheinliches Szenario: So wuchs die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2011 nur noch um 0,1 Prozent im Vergleich zum ersten Vierteljahr - nach zuvor 1,3 Prozent. Zudem meldete das Markit-Institut, dass der Einkaufsmanagerindex für die Industrie der Euro-Zone im August nach endgültigen Berechnungen auf 49 Punkte gefallen ist. Das ist der schwächste Wert seit zwei Jahren.

Rezession könnte Deutsche Bank zu schnellem Handeln zwingen

Die Ökonomen sind sich über den weiteren Jahresverlauf uneins. Die Prognosen reichen von einer Fortsetzung des Aufschwungs bis hin zum Rückfall in die Rezession. Dieses Szenario könnte die Deutsche Bank zum schnellen Handeln zwingen. Insbesondere die Schuldenkrise in Europa und Schieflagen einzelner Geldinstitute, vor denen der Internationale Währungsfonds und Europas Bankenaufsicht EBA warnen, würden die Situation verschärfen.

Derzeit hat die Deutsche Bank drei Sparprogramme aufgelegt: Allein durch die Integration der Postbank soll jährlich eine Milliarde Euro gespart werden. Der Abbau komplexer Strukturen soll denselben Betrag bringen. Hinzu kommt ein intern "Integra" genanntes Programm: Es soll helfen, im Investmentbanking die Bereiche Unternehmensfinanzierung, Zahlungsverkehr und Handel enger zu verzahnen. Einsparpotenzial in diesem sowie im kommenden Jahr: 800 Millionen Euro.

Stellenabbau im großen Stil hat das Institut, das nach der Postbank-Übernahme 102.100 Mitarbeiter beschäftigt, bislang vermeiden können - anders als viele Wettbewerber, die 2009 und 2010 vor allem im Investmentbanking Tausende neue Mitarbeiter eingestellt hatten und nun wieder Personal abbauen müssen. Allein die britische HSBC-Gruppe will bis 2013 weltweit rund 30.000 Stellen einsparen. Bereits zwölf Großbanken, davon zehn aus Europa, haben in den vergangenen Wochen angekündigt, mehr als 60.000 Arbeitsplätze zu streichen. Das entspricht sieben Prozent ihrer Belegschaft.

FTD