Die deutsche Wirtschaft ist wieder Europas Wachstumslokomotive. Das Bruttoinlandprodukt kletterte im vierten Quartal mit 0,7 Prozent mehr als doppelt so stark wie erwartet. Dafür sorgten vor allem kauffreudige Verbraucher und steigende Investitionen der Unternehmen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Anfang 2014 war die Wirtschaft sogar um 0,8 Prozent gewachsen, ehe sie im zweiten Quartal um 0,1 Prozent schrumpfte und im dritten Quartal um 0,1 Prozent zulegte.
"Das ist ein Paukenschlag", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der Großbank UniCredit, Andreas Rees. "Die konjunkturelle Erholung in Deutschland ist überraschend früh gestartet." Optimistisch mache vor allem, dass das Wachstum aus dem Inland komme. Nicht nur die Konsumenten geben wegen geringeren Energiekosten, Rekordbeschäftigung und steigenden Löhnen mehr aus. "Auch die Unternehmen sind wieder bereit, zu investieren", so Rees. "Den Russland-Ukraine-Schock haben die Unternehmen offenbar verdaut." Europas größte Volkswirtschaft ziehe damit auch den Rest der Euro-Zone mit.
Frankreich stagniert nahezu
Frankreich verliert dagegen an Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt legte hier von Oktober bis Dezember nur um 0,1 Prozent zu. Im Vorquartal reichte es noch zu einem Plus von 0,3 Prozent. Das Land leidet unter einer Rekordarbeitslosigkeit und steigenden Staatsschulden.
In Deutschland kamen positive Impulse Ende 2014 in erster Linie aus dem Inland. "Vor allem die privaten Haushalte steigerten ihre Konsumausgaben noch einmal merklich", erklärten die Statistiker. Außerdem wurde mehr investiert, und zwar in Ausrüstungen sowie besonders in Bauten. "Auch die Exporte von Waren und Dienstleistungen legten vorläufigen Berechnungen zufolge nochmals kräftig zu", hieß es. Die Importe zogen ähnlich kräftig an. Details wollen die Statistiker am 24. Februar vorlegen.
Plus von 1,5 Prozent in 2015 erwartet
"Damit gleitet der deutsche Konjunkturdampfer mit einer höheren Anfangsgeschwindigkeit über die Startlinie in das Jahr 2015", sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. "Entsprechend müssen die Prognosen nach oben revidiert werden."
2014 wuchs Europas größte Volkswirtschaft dank des kräftigen Endspurts mit 1,6 (bislang 1,5) Prozent etwas schneller als bislang angenommen. 2013 hatte es nur zu einem Mini-Plus von 0,1 Prozent gereicht. Die Bundesregierung erwartet in diesem Jahr bislang ein Plus von 1,5 Prozent. Dazu soll vor allem der private Konsum beitragen.